27.06.2025
Vorbemerkung des Abgeordneten:
Der #Flughafen-Express (#FEX) stellt eine zentrale Verbindung zwischen der Berliner #Innenstadt und dem #Flughafen #BER dar. Nach aktuellen Planungen soll der FEX ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2025 nicht mehr an den Bahnhöfen #Gesundbrunnen und #Ostkreuz halten. Damit entfällt für viele Berliner aus dem Norden und Osten der Stadt – insbesondere aus dicht besiedelten und teilweise strukturell benachteiligten Kiezen – eine direkte, #barrierearme und #schnelle #Anbindung zum BER.
Die Streichung wirft sowohl verkehrspolitische, soziale als auch ökologische Fragen auf, die eine Klärung erfordern.
Frage 1:
Aus welchen verkehrs-, planungs- oder betriebsbedingten Gründen sollen die Haltepunkte Gesundbrunnen und Ostkreuz beim FEX ab Dezember 2025 entfallen?
Antwort zu 1:
Bereits mit der Planung des Flughafens BER wurde auch zur #Schienenanbindung mit der Linie FEX im #15-Minuten-Takt eine schnelle und direkte Anbindung auf dem Laufweg Berlin Hauptbahnhof — Berlin Potsdamer Platz — Berlin Südkreuz — Flughafen BER vorgesehen. Mit der #Inbetriebnahme der #wiederaufgebauten #Fernbahngleise der #Dresdner Bahn wird die Linie FEX von bisher zwei auf künftig vier Fahrten pro Stunde verdichtet und die neue, stündlich verkehrende Linie #RE20 eingeführt. Dadurch werden die Bahnhöfe #Potsdamer Platz und #Südkreuz neu an die Linien FEX und RE20 angeschlossen.
Die finale Führung der Linie FEX ermöglicht neue #Direktverbindungen von den Bahnhöfen Berlin- Hohenschönhausen, Berlin-Lichtenberg und Berlin-Schöneweide zum Flughafen BER. Sie ist Grundlage für eine Änderung des S-Bahn-Linienkonzeptes, so dass künftig die Linie #S85 statt der Linie #S45 zum Flughafen BER geführt werden kann, womit für die östlichen und nördlichen Stadtbezirke neue attraktive Direktverbindungen im 20-Minuten-Takt entstehen (siehe auch Antwort zu Frage 3).
Für nahezu alle Gebiete der Stadt wird der Flughafen BER künftig häufiger und mit kürzerer Fahrzeit erreichbar sein, es ergeben sich attraktive #Umsteigeverbindungen und neue, schnelle Direktverbindungen zum Flughafen. Entsprechend sind die Linienführungen im Rahmen des Verkehrsvertrages #Netz Elbe-Spree bereits 2019 so bestellt worden. Insofern stellte der bisherige Laufweg der Linie FEX nur eine #Interimslösung dar, weil die für das Angebotskonzept benötigte Infrastruktur erst ab Dezember 2025 zur Verfügung stehen wird.
Zudem kann so die derzeit aus Sicht des Senates unzureichende Betriebsqualität der Linie FEX verbessert werden, weil nicht mehr acht, sondern künftig nur noch vier Zugfahrten über die hochbelastete Verbindung von der #Görlitzer Bahn zur #Ostanbindung des Flughafens geführt werden müssen, womit Verspätungs- und Begegnungskonflikte aufgelöst werden und künftig weniger Verspätungen und verspätungsbedingte Zugausfälle erwartet werden.
Frage 2:
Wie bewertet der Senat die Auswirkungen dieser Maßnahme auf die Erreichbarkeit des Flughafens BER für Bewohner der nördlichen und östlichen Stadtteile (z. B. #Wedding, #Pankow, #Prenzlauer Berg, #Friedrichshain, #Lichtenberg)?
Antwort zu 2:
Die Inbetriebnahme der Fernbahngleise der Dresdner Bahn ist als Gesamtmaßnahme mit nicht unwesentlichen Liniennetzverbesserungen des Regionalbahnverkehrs und teilweise auch des S-Bahn-Verkehrs verbunden, die in der Beantwortung zur Frage 3 näher beschrieben ist. Hierdurch wird die Erreichbarkeit des Flughafens BER für die vom Fragesteller genannten Stadtteile künftig besser als bisher gewährleistet werden.
Der Senat hat dabei die verkehrsstarken Relationen – auch aus den äußeren Bezirken – betrachtet. Aufgrund der vielmaschigen Verflechtungen im Berliner Nahverkehrsnetz ist eine Aussage bis auf jede #ÖPNV-Zugangsstelle wie bspw. einzelne Bushaltestellen heruntergebrochen jedoch nicht möglich.
Welche E#rsatzverbindungen mit vergleichbarer Direktheit und Taktung sind für diese Stadtteile vorgesehen?
Antwort zu 3:
Derzeit bindet die Linie FEX mit den Bahnhöfen Gesundbrunnen und Ostkreuz die in der Frage genannten geografischen Bereiche Berlins nur punktuell und überwiegend über Umsteigeverbindungen an.
Im Rahmen der Liniennetzverbesserungen werden die östlichen Stadtbezirke ab Dezember 2025 durch die Linien #RB24 und #RB32 mit zwei Fahrten pro Stunde über die Relation Berlin- Hohenschönhausen — Berlin-Lichtenberg — Berlin Ostkreuz — Berlin-Schöneweide direkt mit dem Flughafen BER verbunden und verkehren nicht nur wie bisher mit einer Umsteigeverbindung über den Bahnhof Schönefeld. Insofern ergeben sich für die Fahrgäste deutliche Verbesserungen, da somit die Stationen Berlin-Hohenschönhausen, Berlin-Lichtenberg und Berlin-Schöneweide umsteigefreie Verbindungen zum Flughafen BER im Eisenbahn- regionalverkehr erhalten. Gleichzeitig bleiben damit auch Direktverbindungen vom Bahnhof Berlin Ostkreuz erhalten. Zusätzlich bleibt aus Friedrichshain die Anbindung des Flughafens BER mit der S-Bahn-Linie #S9 dreimal je Stunde bestehen.
Der Senat geht davon aus, dass nur ein kleiner Teil der Fahrgäste ihre Reise direkt am Bahnhof Gesundbrunnen beginnt. Der Großteil der Fahrgäste steigt dort nur um. Somit ergibt sich lediglich eine Verlagerung des Umsteigpunktes, so dass nicht mit negativen Auswirkungen gerechnet wird. Vielmehr können auch diese Fahrgäste künftig von den spürbar kürzeren Fahrtzeiten der Linien FEX und RE20 profitieren und erreichen den Flughafen BER dann schneller als bisher.
Für die nördlichen Stadtbezirke bestehen bereits heute dichte Verbindungen mit den S-Bahnlinien S1, S2, S25 und S26 zum Bahnhof Potsdamer Platz, wo der Flughafen BER mit den Linien FEX und RE20 in ca. 20 Minuten fünf Mal in der Stunde erreicht werden kann, so dass bspw. vom S-Bahnhof Pankow aus ab Dezember 2025 nicht mehr am Bahnhof Gesundbrunnen, sondern am Bahnhof Potsdamer Platz zu den Linien FEX und RE20 umgestiegen werden kann und die Nutzer o.g. S-Bahn-Linien somit auch von den Fahrtzeitverkürzungen der neuen Führung der Linien profitieren werden und schneller als bisher den BER erreichen.
Zusätzlich verkehrt die Linie S85 ab Dezember 2025 im 20-Minuten-Takt direkt zum Flughafen BER anstatt nach Grünau. Damit wird von vielen S-Bahnhöfen künftig eine umsteigefreie Verbindung mit der S-Bahn zum Flughafen angeboten, die bisher noch nicht bestand.
Zukünftig ist außerdem mit der neuen Linie #S15 eine direkte S-Bahn-Verbindung im 10-Minuten- Takt zwischen Berlin #Gesundbrunnen und Berlin #Hauptbahnhof geplant.
Welche Auswirkungen auf Menschen mit Mobilitätseinschränkungen (z. B. Senioren, Menschen mit Behinderung, Familien mit Kindern) erwartet der Senat?
Antwort zu 4:
Durch im Rahmen der Gesamtmaßnahme möglichen Liniennetzverbesserung (siehe Antwort zu Frage 3), wie die neuen Direktverbindungen und die Anbindung neuer, attraktiver Umsteigeknoten erwartet der Senat, dass sich die Erreichbarkeit des Flughafens BER für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen überwiegend verbessert.
Frage 5:
Welche aktuellen Fahrgastzahlen liegen für die FEX-Nutzungen an den Stationen Gesundbrunnen und Ostkreuz vor?
Antwort zu 5:
Die Linie FEX wurde im Jahr 2024 pro Tag von rund 6.000 Fahrgästen am Tag in Gesundbrunnen und von rund 8.000 Fahrgästen in Ostkreuz genutzt. Angegeben ist jeweils die Summe der Ein- und Aussteiger in beiden Richtungen (Berlin Hbf und Flughafen BER), wobei dabei auch Fahrgäste erfasst wurden, die die Linie FEX nicht im Verkehr vom und zum Flughafen genutzt haben, sondern rein im Berliner Binnenverkehr.
Frage 6:
Welche verkehrlichen Auswirkungen (z. B. erhöhte Umsteigerzahlen) werden auf den Knotenpunkten Hauptbahnhof und Südkreuz erwartet?
Antwort zu 6:
Bei den von den Linien FEX und RE20 bedienten Berliner Bahnhöfen handelt es sich um entsprechend leistungsfähige Knotenbahnhöfe. Zudem verteilen sich die Verknüpfungen mit dem S-Bahn-Netz auf die verschiedenen Bahnhöfe, sodass davon ausgegangen wird, dass die von den Linien FEX und RE20 für den ÖPNV generierte zusätzliche Verkehrsnachfrage bewältigt werden kann.
Die konkreten Auswirkungen auf die genannten Kontenpunkte werden im Vergleich zum bisherigen Linienkonzept eher gering sein. Die Verlagerung weiterer Fahrten in die Tiefebene des Hauptbahnhofes entzerrt die angespannte Situation an den Bahnsteigen der oberirdischen Stadtbahnebene. Während auf der Stadtbahnebene nur vier Bahnsteigkanten zur Verfügung stehen, deren Raum durch die historisch bedingte Streckenführung eingeschränkt ist, verfügt die Tiefebene über acht Bahnsteigkanten. Somit steht mehr Raum für ein- und aussteigende sowie wartende Fahrgäste zur Verfügung. Außerdem wird eine zusätzliche stündliche Abfahrt angeboten, was eine Angebotsmehrung von 20 % im Vergleich zu heute bedeutet, womit eine Entzerrung der Umsteigeströme erreicht wird.
Künftig werden mit dem in der Antwort zu Frage 3 beschriebenen Liniennetzverbesserung vor allem umsteigefreie Verbindungen zum Flughafen BER von Bahnhöfen im Berliner Norden und Osten neu geschaffen. Damit werden auch neue Umsteigepunkte angeboten, womit insgesamt von einer Entzerrung der Umsteigeströme bezogen auf das gesamte Stadtgebiet auszugehen ist.
Die erwartete Steigerung der Umsteigezahl am Bahnhof Berlin Südkreuz durch Umstiege von und zu den S-Bahnlinien auf der Ringbahn und den von Norden und Süden kommenden S-Bahn- und Regionalverkehrslinien von und zu den Linien FEX bzw. RE20 kann der Bahnhof Südkreuz aufnehmen. Dem Senat sind keine kritischen #Kapazitätsengpässe am Bahnhof Südkreuz bekannt, zudem werden sich auch hier die #Umsteigeströme von/zum Flughafen auf fünf Fahrten je Stunde verteilen.
Frage 7:
Welche Maßnahmen plant der Senat, um zu verhindern, dass durch die Maßnahme vermehrt auf den motorisierten #Individualverkehr zum BER zurückgegriffen wird?
Antwort zu 7:
Der Senat geht davon aus, dass durch die veränderte und verbesserte Flughafenanbindung im Rahmen der in der Antwort zur Frage 3 beschriebenen gesamten Liniennetzverbesserungen ab Dezember 2025 durch die damit verbundene Attraktivitätssteigerung der Verbindungen weniger Menschen den Individualverkehr zum Flughafen BER nutzen. Insofern sind keine weiteren Maßnahmen geplant oder notwendig.
Frage 8:
Welche Auswirkungen ergeben sich für Fahrgäste aus Brandenburg, die bislang über die Bahnhöfe Gesundbrunnen oder Ostkreuz zum BER gelangen?
Antwort zu 8:
Der Bahnhof Ostkreuz ist weiterhin direkt mit dem Flughafen BER verbunden, nun über die Linien RB24 und RB32. Außerdem besteht zukünftig ab Berlin Ostkreuz mit der Linie S85 eine direkte Flughafenanbindung im 20-Minuten-Takt.
Die beiden wichtigen von Norden kommenden Regionalexpresslinien RE3 und RE5 halten auch am Berliner Hauptbahnhof sowie den Bahnhöfen Potsdamer Platz und Südkreuz, sodass zukünftig dort anstatt in Berlin Gesundbrunnen zu den Linien FEX und RE20 umgestiegen werden kann. Durch die kürzere Fahrzeit und das bessere Fahrtenangebot der Linien FEX und RE20 ist hier sogar mit einer Verkürzung der Reisezeiten und einer Entzerrung der Umsteigeströme zu rechnen.
Frage 9:
In welcher Form und zu welchem Zeitpunkt wurde die Öffentlichkeit (Bezirke, Fahrgastverbände, Bürgerinitiativen) über die Planungen informiert und eingebunden?
Antwort zu 9:
Die #Angebotskonzeption im #Eisenbahnregionalverkehr ab Dezember 2025 ist sowohl Teil des #Nahverkehrsplans des Landes Berlin (NVP) für die Jahre 2019 bis 2023 als auch Teil des #Betriebskonzepts (zweite Betriebsstufe) im Verkehrsvertrag Netz Elbe-Spree. Im Rahmen der Erstellung des #NVP 2019 bis 2023 erfolgte ein #Beteiligungsverfahren, in dem auch die Berliner Bezirke und weitere Behörden des Landes Berlin, die umliegenden Landkreise in Brandenburg, die Landeshauptstadt Potsdam, Fahrgast- und weitere Interessensverbände, Verkehrs- und Infrastrukturunternehmen sowie auch die damaligen Fraktionen im Berliner Abgeordnetenhaus eingebunden waren. Darüber hinaus wurden bei Start des Vergabeverfahrens für das Netz Elbe- Spree im Jahr 2017 die Vergabeunterlagen einschließlich Fahrpläne zur Verfügung gestellt und nach Abschluss des Verfahrens im Jahr 2019 sowie vor der Betriebsaufnahme im Jahr 2022 erfolgte eine umfangreiche pressewirksame Berichterstattung, in der auch auf die verschiedenen Betriebsstufen und die Interimsführung der Linie FEX hingewiesen wurde.1
Frage 10:
Wurden Varianten geprüft, bei denen mindestens einer der bisherigen Haltepunkte erhalten bleibt oder neue Expressverbindungen mit vergleichbaren Haltepunkten eingeführt werden?
Antwort zu 10:
Wie in der Antwort zu Frage 3 genannt, wird die Direktverbindung des Bahnhofs Ostkreuz zum Flughafen BER künftig durch die Linien RB24 und RB32 sichergestellt, wie bereits im Jahr 2017 vom Senat geplant.
Frage 11:
Wie bewertet der Senat die Maßnahme im Hinblick auf die eigenen Ziele zur Förderung des Umweltverbundes und zur Schaffung gleichwertiger Mobilitätsbedingungen in allen Stadtteilen?
Antwort zu 11:
Die Verbesserung der Flughafenanbindung ab Dezember 2025 hat aus Sicht des Senats positive Auswirkungen auf die benannten Ziele, weil damit zu rechnen ist, dass die Nutzung des privaten und öffentlichen Individualverkehrs für Fahrten von/zum Flughafen BER zurückgeht. Durch die
1 Beispiel Pressemitteilung des VBB vom 25.01.2019, Seiten 5 und 9 https://unternehmen.vbb.de/fileadmin/user_upload/VBB/Dokumente/Presse/presseinfo -netz-elbe-spree.pdf
Inbetriebnahme der Fernbahnstrecke der Dresdner Bahn wird die Flughafenanbindung für viele Fahrgäste verbessert. Im Übrigen wird auf die Beantwortung der Fragen 2, 3, 4 und 10 verwiesen.
Frage 12:
Ist eine Evaluierung nach der Umsetzung der Maßnahme geplant, um gegebenenfalls eine Rücknahme oder Korrektur zu ermöglichen?
Antwort zu 12:
Die Länder Berlin und Brandenburg behalten gemeinsam mit dem VBB die Fortentwicklung des jährlichen Fahrplanangebots in Bezug auf stark genutzte Pendlerbeziehungen und veränderte verkehrliche Anforderungen im Blick. Hierzu zählen selbstverständlich auch die Verkehre zwischen Berlin und dem Flughafen BER. Sollte hier hinsichtlich des Linienzuschnitts bzw. der Optimierung der Umsteigebeziehungen ein konkretes Handlungserfordernis entstehen, werden im Rahmen der jeweiligen Fahrplanabstimmungen und unter der Voraussetzung der langfristigen Finanzierbarkeit geeignete Maßnahmen ergriffen. Eine Rücknahme des für Dezember 2025 fest disponierten neuen Linienwegs der Linie FEX würde für den weit überwiegenden Teil der Fahrgäste eine wesentliche verkehrliche Verschlechterung durch eine geringere Fahrtenanzahl je Stunde, längere Reisezeiten und größere Verspätungsanfälligkeit bedeuten.
Berlin, den 26.06.2025
In Vertretung Arne Herz
Senatsverwaltung für
Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
www.berlin.de