02.10.2022
Der Name kaum einer #Bahnstation ist so stark mit den #Schattenseiten der modernen #Weltmetropole Berlin verbunden wie der des #Schlesischen Bahnhofs in Friedrichshain. Dort, wo sich heute Bürotürme, DDR-Platten und zeitgenössische Wohnarchitektur um den #Ostbahnhof reihen, herrschte einst bitterste #Armut und die #Hoffnungslosigkeit der in der deutschen #Reichshauptstadt #Gestrandeten vor. Brutale Verbrechen waren an der Tagesordnung, Raub, Hehlerei und Prostitution gehörten zu den offen praktizierten Tätigkeiten. Die Gegend galt schlicht als das „#Chicago Berlins“. Denn um den blutroten #Klinkerbau des Bahnhofs herum hatte sich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ein Milieu aus #Nachtlokalen, #Bordellen, Arbeiterquartieren, #Kaschemmen und billigen Hotels gebildet, wie es Sehnsuchtsorte oft hervorbringen, die den Aufbruch aus der Provinz in die Freiheit versprechen, aber für die meisten #Glücksritter rasch zur seelischen Endstation werden.
Besonders berüchtigt war in der Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik dabei der „Wartesaal III. Klasse“. Er galt, gerade nach dem Ersten Weltkrieg, mit seinen zahlreichen politischen, sozialen und ökonomischen Verwerfungen als eine Zufluchtsstätte der Heimat- und Obdachlosen, der Arbeitssuchenden und Invaliden, der Straßendirnen und der zwielichtigen Gestalten, des kriminellen Treibguts der Gesellschaft und der so genannten „halbwüchsigen Unterwelt“. Bedeutete: junge Menschen, die ihr Elternhaus verlassen hatten oder aus ihrer Fürsorgeanstalt geflohen waren.
Der deutsche Schriftsteller Julius Berstl (1883-1975) beschreibt die Atmosphäre …