http://www.morgenpost.de/berlin/25-jahre-mauerfall/article134106230/So-erlebte-die-S-Bahn-nach-dem-Mauerfall-ihre-Renaissance.html
Seinen alten Dienstausweis hat Dieter Müller noch. Eine kleine Klappkarte aus hellgrün bedruckter Pappe, mit seinem Passbild aus sehr jungen Jahren. Das Besondere an dem vergilbten Papier ist die knallrote Zusatzseite. „Der Inhaber dieses #Dienstausweises ist berechtigt, zur Ausübung seines Dienstes in #Westberlin die Staatsgrenze zwischen Berlin, Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, und Berlin (West) zu überschreiten“, steht da im sperrigen Amtsdeutsch drauf. Ein Ausweis, um den Müller von vielen seiner Kollegen beneidet wurde. Denn damit konnte der heute 75 Jahre alte Johannisthaler problemlos eine „Grenze“ passieren, die für die allermeisten DDR-Bürger schier unüberwindbar war.
Müller gehörte zu den wenigen #Ost-Eisenbahnern, die in den Zeiten der Teilung die #S-Bahn auch im Westteil Berlins fahren durften. Die Besatzungsmächte hatten sich nach Kriegsende darauf geeinigt, dass die im Osten ansässige Deutsche Reichsbahn für den Schienenverkehr auch in den Westsektoren der Stadt zuständig ist. Damit verbunden waren die Betriebsrechte für den S-Bahn-Verkehr.
Was zunächst eine pragmatische Lösung war, sollte nach dem Mauerbau zum Politikum werden. Während die DDR mit ihrer Reichsbahnpräsenz stets einen Fuß im Westen der Stadt hatte, boykottierten dessen Bewohner den …