Der Berliner #Fahrgastverband #IGEB beobachtet mit Sorge einige #Kiezblock-Projekte in Berlin, bei denen die Bedürfnisse der Fahrgäste ignoriert werden.
#Nahverkehr braucht Nähe und darf nicht auf Magistralen beschränkt werden. Nahverkehr sichert #Mobilität für alle, die nicht Fahrrad und Pkw nutzen können oder wollen. Kiezblocks müssen den Nahverkehr fördern und nicht verhindern. Straßenbahnen und Busse müssen auch künftig nicht nur zum Kiez, sondern durch den Kiez fahren können, damit die Wege zu den Haltestellen nicht zu weit werden.
Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert deshalb die #Beteiligung von #BVG und Fahrgastverbänden bei der Planung und Umsetzung von Kiezblock-Projekten.
Es ist verständlich, dass Autos, die Wohngebiete nur durchfahren, aus den Kiezen verdrängt werden sollen. Durchfahrende Straßenbahnen und Busse dienen jedoch der wohnortnahen ÖPNV-Erschließung und müssen erhalten bzw. möglich bleiben.
Zur Prüfung aller aktuell anstehenden Kiezblock-Projekte im Hinblick auf die Kompatibilität mit dem ÖPNV fordert der Berliner Fahrgastverband IGEB die #Senatsverkehrsverwaltung auf, eine Arbeitsgruppe zu bilden, in der neben den Bezirken auch BVG und Fahrgastverbände mitwirken. Dabei müssen die Kiezblock-Projekte sowohl hinsichtlich vorhandener als auch kurz- bis mittelfristig geplanter Bus- und Straßenbahnlinien geprüft und ggf. zugunsten des ÖPNV korrigiert werden.
Was in Reinickendorf bei der Großsiedlung #Meller Bogen zu gelingen scheint, ist in Friedrichshain-Kreuzberg aktuell gefährdet. Während im Nordwesten der Stadt eine mögliche Verlängerung der Buslinie 125 beim Kiezblock mitgedacht wird, ist es beim „Autofreien #Wrangelkiez“ unterdessen völlig unklar, welche Rolle die dringend benötigte Straßenbahn zum Hermannplatz bei den Initiatoren spielt.
Gleich eine ganze Reihe von Quartieren möchte Friedrichshain-Kreuzberg zu Kiezblocks umwandeln. In die Karten schauen lassen will sich der Bezirk dabei jedoch nicht.
Es muss jedoch gewährleistet sein, dass die Buslinie 147 weiterhin ohne Fahrzeitverluste und Attraktivitätseinbußen ihr Ziel erreicht. Das aber dürfte schwierig werden, wenn der Bus in einem verkehrsberuhigten Engel- bzw. #Bethaniendamm statt Tempo 30 nur noch 10 km/h fahren darf. Ein weiterer neuralgischer Punkt ist das #Engelbecken, wo der Poller versenkbar sein muss, um durchlässig für den ÖPNV zu sein.
Außerdem würde eine momentan angedachte #Diagonalsperre an der Ecke Adalbertstraße/Melchiorstraße einen überfälligen #Metrobus M40 vom Kottbusser Tor zum Ostbahnhof unmöglich machen.
Mit Blick auf die #Oberbaumbrücke und -straße wird jedoch klar, wie wichtig vorausschauende Verkehrsplanung ist. Dort wurden Radstreifen mit flankierenden Betonklötzen buchstäblich in Stein gemeißelt. Busse, die bei Bauarbeiten auf der parallelen U-Bahn im Schienenersatzverkehr (SEV) verkehren, werden künftig also im Stau stehen müssen, anstatt an den Autos auf einer #Interimsspur vorbeirauschen zu können, wie es bisher gehandhabt werden konnte.
Deshalb ist es so wichtig ist, derlei Fehler nicht zu wiederholen und in einer Allianz unter Berücksichtigung des gesamten Umweltverbunds die Kiezblocks zu planen. Zur Unterstützung sollte die Senatsverkehrsverwaltung eine Leitlinie für die Entwicklung von Kiezblocks erarbeiten, in der die Belange der Fahrgäste angemessen berücksichtigt werden.
Christfried Tschepe, Vorsitzender
Jens Wieseke, stv. Vorsitzender