Frage 1:
Vom 13. Oktober bis zum 3. November 2020 fielen bei einem Teil der #BVG-Busflotte #IT-gestützte Funktionen
aus. Bis zum 3. November erfolgte die Einspielung einer neuen #Software in alle Fahrzeuge, womit die
Störungen endeten.
Wie viele der rund 1.500 BVG-Busse waren seinerzeit von der Störung betroffen?
Antwort zu 1:
Hierzu berichtete die BVG:
„Nahezu alle BVG-Busse (ca. 1.250) mit #Bordrechnern (#On-Board-Units, #OBUs) waren von
der Störung betroffen. Dies schloss auch die Busse von Drittfirmen ein, die mit
Bordrechnern der BVG ausgestattet sind. Einzelne Fahrzeuge waren nicht betroffen, weil
das automatische Update unterbrochen werden konnte.
Bereits unmittelbar am ersten Tag wurde damit begonnen, die Störungen der Bordrechner
zu beheben. Sukzessive wurden durch das schnelle Eingreifen bis zum 19.10.2020 1.150
von 1.250 entstört. Mit dem 21.10.2020 war die Störung komplett behoben.“
Frage 2:
Gab es eine örtliche bzw. bezirkliche Häufung der Störungen? Wenn ja, wo innerhalb des Stadtgebietes
waren die Störungsschwerpunkte und wie lässt sich dies erklären?
Antwort zu 2:
Hierzu berichtete die BVG:
„Die Störung trat flächendeckend auf, außer bei Bussen, wie oben beschrieben.
Außerdem waren die Fahrzeuge ausgenommen, die sich unmittelbar auf der Strecke
befanden, da die Software auf den Betriebshöfen aufgespielt wurde.
Eine örtliche bzw. bezirkliche Häufung der Störungen lässt sich nicht erkennen.“
Frage 3:
Die Störung betraf den Funktionsausfall der Bordcomputer, sowohl die von außen sichtbaren als auch die im
Fahrzeug befindlichen digitalen #Zielanzeigen, die #Haltestellenansagen und die Knöpfe für den #Haltewunsch.
Funktionierten die #Videoüberwachung und die #Notfallfunktionen in den Bussen weiterhin?
Antwort zu 3:
Hierzu berichtete die BVG:
„Die Videoaufzeichnung wurde vom Fahrpersonal manuell aktiviert und die
Notfallfunktionen waren weiterhin verfügbar.“
Frage 4:
Rückfallfunktionen wie das Anbringen von Schildern mit den Liniennummern mittels in den meisten Bussen
vorhandener Federklemmen waren nicht immer erfolgreich, da die mittelgroßen Schilder durch den
Anfahrtwinkel der Busse an die Haltestellen oder das gleichzeitige Eintreffen zweier Busse, wobei der
vordere den hinteren verdeckte, von den Fahrgästen häufig nicht wahrgenommen wurden oder werden
konnten. Zudem standen anfangs nicht immer bordeigene Schilder zur Verfügung. Als Folge stiegen viele
Fahrgäste in den für sie falschen Bus. Manche fragten den – nicht immer geduldigen – Busfahrer nach dem
Ziel, was wegen der verschlossenen Vordertür, wegen der Abtrennung von Fahrerbereich und Fahrgastraum
durch Absperrband und Plastikvorhänge sowie wegen des kurzen Aufenthaltes zwischen An- und Abfahrt
bei den Haltestellen erschwert war.
Eine Busfahrerin auf der Linie X 10 hatte die Idee, mit ihren Armen ein X zu signalisieren, was bei den
Haltestellen vor und nach Zehlendorf Eiche und S-Bahnhof Zehlendorf von den Fahrgästen gut verstanden
wurde, da nur ein X-Bus auf dieser Route fährt. Somit war die Situation auch für die Busfahrer nicht leicht:
Zudem musste das zeitlich präzise Anfahren der Haltestellen nach Ausfall der elektronischen Hilfen nach
herkömmlicher Uhr und nach dem Gefühl erfolgen.
Den elektronischen Anzeigetafeln an den Bushaltestellen waren Verspätungen von bis zu 46 Minuten zu
entnehmen. Sie traten allerdings nicht immer ein (Beispiel: der nächste Bus laut Anzeige „in 30 Minuten“
kam tatsächlich in 20 Minuten).
Was ergab die Auswertung durch das zuständige Fachpersonal, wie künftig noch besser auf eine solche
Siutation reagiert werden kann, besonders im Hinblick auf das #Testmanagement, ein sofortiges #Rollback und
das Improvisieren der #Rückfallebene?
Antwort zu 4:
Hierzu berichtete die BVG:
„Elektronische Anzeigetafeln an den Haltestellen:
Bei der Fahrgastinformation (FGI) handelt es sich grundsätzlich um eine im Datenfluss der
Verkehrslenkung nachgelagerte Funktion. Konkret bedeutet das: Nur Fahrzeuge, deren
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Bordrechner sich im Leitsystem angemeldet haben und Positionsdaten liefern, können in
einer FGI-Prognose berücksichtigt werden. Entsprechend waren die meisten Fahrzeuge
nicht auf den digitalen Abfahrtstafeln zu sehen, da die Bordrechner ausgefallen waren. Es
kam gleichwohl zu vereinzelten Anzeigen von Fahrten, da es eine geringe Anzahl an
Fahrzeugen gab, deren Bordrechner nicht ausgefallen war (s.o.) und weil die erste Fahrt
jedes Umlaufs eines Fahrzeugs bei ausbleibender Anmeldung des Bordrechners am
Leitsystem grundsätzlich mit den Soll-Fahrzeiten auf den DAISY-Anzeigern angezeigt
wird.
Testmanagement & Rollback:
Die IT hat einen weiteren Prüfschritt eingeführt, um die Vollständigkeit kritischer
Konfigurationsdaten (deren Fehlen führte zu der Störung) vorab besser testen zu können.
Die BVG ist zudem mit dem Systemhersteller im Austausch hinsichtlich einer deutlichen
Härtung der Bordrechner gegenüber solchen unvollständigen Konfigurationsdaten.
Bei einem Totalausfall der Bordrechner ist ein Reaktivieren und Zurücksetzen der Geräte
nur durch manuellen Eingriff möglich. Dies erfolgt über spezielle USB-Boot-Sticks auf den
Betriebshöfen der BVG. Bei anderen Fehlerbildern kann eine korrigierte Softwareversion
auch über das Betriebshof-WLAN verteilt und aktiviert werden. Darüber hinaus wäre in
solchen Fällen auch das Aktivieren älterer Softwareversionen über die Benutzeroberfläche
der Geräte möglich.“
Frage 5:
Wie beurteilt der Senat die Vorteile großer, werbefreier Scheiben für die örtliche Orientierung des
Fahrgastes bei Ausfall von im Fahrgastraum angebrachten Anzeigetafeln?
Antwort zu 5:
Der Senat sieht deutliche Vorteile – auch für die örtliche Orientierung der Fahrgäste –
durch möglichst werbefreie Scheiben. Daher wurde im Verkehrsvertrag des Landes mit
der BVG AöR festgelegt, dass Werbung auf 25 % der Fensterflächen bei Bussen und
Straßenbahnen begrenzt ist. Ferner ist für den Betriebsbereich Bus die Anzahl dieser
Fahrzeuge auf max. 83 begrenzt. Für bestehende Verträge gibt es eine
Übergangsregelung, die bis zum 31.12.2023 Bestand hat.“
Frage 6:
Geschah das Einspielen des Hotfix in die betroffenen Fahrzeuge per Fernwartung oder mussten die Busse
dazu ihre jeweiligen Omnibus-Betriebshöfe anfahren?
Antwort zu 6:
Hierzu berichtete die BVG:
„Die Störungsbeseitigung (s.o.) war nur durch manuelllen Eingriff möglich, folglich müssen
die Busse hierfür auf dem Betriebshof sein.“
Frage 7:
Die Verspätungen zwischen dem 13. Oktober und dem 3. November 2020 führten zu volleren Bussen.
Wie ist der augenblickliche Stand der vom Senat im Zusammenhang mit COVID-19 geplanten Verdichtung
des Busfahrplans (bitte Nennung der darunter fallenden Buslinien und des jeweiligen neuen Taktes).
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Antwort zu 7:
In Abstimmung mit dem Senat erfolgen Mehrleistungen zum Fahrplanwechsel im
Dezember 2021. Angesichts des Umfangs des Berliner ÖPNV-Angebotes mit fast 1.600
Bussen sind erheblich entlastende Angebotsmehrungen mit entsprechendem Mehrbedarf
an z.B. Fahrzeugen und Fahrpersonalen kurzfristig nicht möglich oder lassen sich nur für
einen begrenzten Zeitraum mit einem überaus hohen Aufwand ermöglich, so wie die
Corona-Verstärkerleistung der BVG in der ersten Hälfte diesen Jahres.
Frage 8:
Welche Bereiche von Bussen, die durch Fahrgäste üblicherweise berührt werden oder werden müssen,
unterzieht die BVG derzeit einer Desinfektion und wie oft am Tag geschieht dies?
Antwort zu 8:
Hierzu berichtete die BVG:
„Die Busse der BVG werden regelmäßig gereinigt. Eine zusätzliche Desinfektion erfolgt
nicht und ist im Hinblick auf die Ansteckungsgefahr durch COVID-19 auch nicht
notwendig, da bisher keine Schmierinfektion nachgewiesen werden konnte.“
Frage 9:
Die Schutzscheibe rechts des Fahrersitzes ist nun in allen Bussen der BVG zu sehen. Hat die auch als
„Spukschutz“ bezeichnete Scheibe nicht ihren Ursprung im gelegentlichen Verhalten von Fahrgästen
gegenüber Busfahrern und ist erst 2020 zum reinen Husten-, Nies-, Tröpfchen- und Virenschutz erklärt
worden?
Antwort zu 9:
Hierzu berichtete die BVG:
„Aus Gründen der Fahrersicherheit gab es in allen Bussen bereits eine Trennscheibe. Im
Zuge von Corona wurde diese gegen eine größere Version ausgetauscht.“
Frage 10:
Auch vor dem Oktober 2020 war es bei den Berliner Verkehrsbetrieben in wenigen Fällen zu Störungen
ähnlicher Art gekommen. Seinerzeit wurde dazu medial berichtet:
– „Bordcomputer der Busse: Anzeigen wieder in Betrieb“, BVG-Archiv vom 19.08.2014;
– „BVG-Anzeigetafeln wegen Systemfehler stadtweit ausgefallen“, B·Z· vom 10.05.2017 [betraf die
elektronischen Anzeigetafeln; Ausfall des Computernetzwerkes der BVG und der telefonischen
Kundenbetreuung für eine Dauer von 80 Minuten; keine Beeinträchtigung des Bus- und Bahnverkehrs];
– „Tag für Tag verwirrt die BVG mit fehlerhaften Hinweisen ihre Fahrgäste“, B·Z· vom 28.10.2019.
Wie beurteilt der Senat den Inhalt dieser Berichte und die Störungen zwischen dem 13. Oktober und dem 3.
November 2020 im Hinblick auf das Ziel eines reibungslosen Betriebsablaufes und hinsichtlich der
Attraktivität des ÖPNV im Lichte des Stadtentwicklungsplanes Mobilität und Verkehr 2030 (StEP MoVe) vom
- März 2021?
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Antwort zu 10:
Hierzu berichtete die BVG:
„Wie bereits aus der Fragestellung erkennbar, treten größere Störungen in diesem Bereich
sehr selten auf – hier 2014, 2017, 2019 und 2020. In dem konkret angefragten Zeitraum
gab es nur eine größere Störung in der Datenversorgung der Systeme für Bus und
Straßenbahn. Diese war auf eine fehlerhafte Datenaufbereitung für die Endsysteme in den
Fahrzeugen zurückzuführen. Der Hersteller wurde auf die Schwachstelle hingewiesen und
hat den Programmablauf entsprechend verbessert, sodass auch in Zukunft nur äußerst
selten Ausfälle auftreten könnten. Der reibungslose Betriebsablauf war durch die
innerbetriebliche Organisation der BVG in allen Fällen sichergestellt. Die Kunden waren
durch die Fahrplanaushänge ausreichend sicher informiert.“
Frage 11:
Am Donnerstag, dem 24. Juni 2021, und danach kam es bei circa 800 (von 1.567) BVG-Bussen aufgrund
eines „Software-Fehlers“ (BVG) zum Ausfall der digitalen Außenanzeigen.
Warum stellte sich nach dem „Update der Software in den Bussen … die aufgespielte Software-Version“
(BVG) als fehlerhaft heraus bzw. warum musste ein Softwareausstausch vorgenommen werden?
Antwort zu 11:
Hierzu berichtete die BVG:
„Im Rahmen der Vorbereitung einer Softwareaktualisierung wurde eine neue technische
Funktion eingeführt, welche umfangreiche Konfigurationen erforderte. Trotz Tests in
Testanlagen wurden diese Konfigurationsdaten nicht vollständig befüllt übertragen, eine
der Konfigurationsdateien war nicht vollständig und sollte erst zu einem späteren Zeitpunkt
vollständig befüllt werden.
Dies führte bei den Bordrechnern unerwartet zu einem vollständigen Erliegen der
Funktionalität, sodass u.a auch keine Fernwartung oder automatisierte Aktualisierung der
Konfiguration möglich war. In Folge der Störung wurden und werden IT-seitig folgende
Bemühungen unternommen, um eine erneute Störung dieser Art zu verhindern oder in der
Wirkung abzuschwächen: Die Härtung des Systems, insbesondere in Bezug auf
Robustheit gegenüber fehlenden oder unvollständigen Konfigurationsdateien (z.B. Rückfall
Konfiguration) wird derzeit mit dem Systemhersteller diskutiert. Es wurden die Tests der
Software explizit um solche Fälle erweitert und vervollständigt, bei denen fehlerhafte,
unvollständige oder überhaupt nicht vorhandene Konfigurationsdateien genutzt werden.
Ohne eine entsprechende Härtung des Systems können diese Tests allerdings nicht
erfolgreich bestanden werden. Ein Prüfschritt auf Vollständigkeit der Konfigurationsdaten
wurde dem Prozess vor Rollout einer neuen Softwareversion hinzugefügt, um diese Art
des Ausfalls in Zukunft zu verhindern.“
Berlin, den 07.12.2021
In Vertretung
Ingmar Streese
Senatsverwaltung für
Umwelt, Verkehr und Klimaschutz
www.berlin.de