https://www.tagesspiegel.de/berlin/reise-in-die-unterwelt-was-liegt-unter-berlin/23095594.html
Der #Untergrund birgt viele Geheimnisse: Kanäle, Bunker, Testanlagen. Bald könnte er noch wichtiger werden. Denn die Zukunft der Metropolen liegt in der Tiefe.
Der Herr über die Unterwelt wartet im #Kellergewölbe einer längst nicht mehr brauenden Brauerei und trägt ein blaues Hemd, bedruckt mit großen Tropenblumen. Seine Füße stehen in einer Matschpfütze, in einem an der Wand hinter ihm angebrachten Glaskästchen steht eine Statue der heiligen #Barbara, der Schutzpatronin der Tunnelgräber und Bergleute. Ein paar Meter weiter sind zwei Arbeiter gerade damit beschäftigt, Beton anzurühren. Stützelement Nummer 88 soll an diesem Tag noch befestigt werden. Der Herr der Unterwelt und seine Leute tun, was sie immer tun: Sie machen ihr Reich anderen zugänglich.
Dietmar Arnold ist der Vorsitzende des Berliner Unterwelten e. V., eines Zusammenschlusses von Historikern und Hobbyhistorikern, seit den 90er Jahren erforschen sie den Untergrund Berlins: Industrieanlagen, Luftschutzbunker, stillgelegte U-Bahnhöfe. Interessierten bieten sie Führungen an, manchmal sind es mehr als 40 Touren am Tag in sieben Sprachen. 330.000 Oberweltler nahmen im vergangenen Jahr an solchen Führungen teil.
Hier im Keller der einstigen Oswald-Berliner-Brauerei, die vor eineinhalb Jahrhunderten das Weizenbier in die Stadt brachte, geht es dem Unterweltenverein und seinem Chef seit einem Jahr darum, einen Fluchttunnel aus Mauerzeiten zu erschließen. Um den zu erreichen, lassen sie – unterm Grenzland von Mitte und Gesundbrunnen, irgendwo dort über Tage trifft die Brunnen- auf die Bernauer Straße – einen Besuchertunnel graben.
Den Schutt und Dreck bringen die Vereinsmitglieder an den Wochenenden selbst an die Oberfläche. Ausgehend vom Brauereikeller entsteht ein 25 Meter langer Gang, in einer Tiefe von sieben Metern soll er den Fluchtweg von 1971 …