https://signalarchiv.de/Meldungen/10003206
Ein Buch, das sich mit nur acht #S-Bahnwagen befaßt? Das ist Absicht: Es handelt von einem Zug, der als erster neu entwickelter #S-Bahnzug der #Nachkriegszeit für Aufsehen sorgte. Mit ihm wollte die Berliner S-Bahn den Neuanfang wagen, doch alsbald zeigten sich arge #Mängel. Sein Spitzname läßt die unerwarteten Überraschungen anklingen. Zunächst aber herrschte allgemeine #Verblüffung, als der Zug im Jahr 1959 vor der Staatsoper Unter den Linden in Szene gesetzt wurde. Mit dem #Blauen Wunder präsentierte die DDR etwas Neues, das in frischer blauer Farbe einen Bruch mit der Tradition signalisierte. Der Ehrgeiz, mit dem man sich Mitte der fünfziger Jahre in der DDR daran gemacht hatte, sich der Konkurrenz des Westens zu stellen, läßt sich auch bei der Entwicklung des Blauen Wunders ausmachen. Doch als der Zug 1959 auf den Schienen stand, drohte die Niederlage im Wettlauf mit dem westlichen #Wirtschaftssystem. Erfolgsmeldungen zählten mehr als die tatsächlichen Erfolge, und nur wenigen war gegenwärtig, daß die technischen Vorgaben für diesen neuen Zug samt und sonders voller Gegensätze waren.
Praktisch sollte in dem einen #Fertigungsmuster gleich dreierlei vereint werden: die völlig #neuartigen #Konstruktionsvorgaben von Verkehrsministerium und Reichsbahn, die #betrieblichen Wünsche der #S-Bahnverwaltung und die #tatsächlichen #Möglichkeiten der #Hersteller, auch eine neue #Stromschienenspannung von 1500 Volt war gewünscht. Bei alledem waren #Produktionskapazitäten und Zeit knapp, so daß der Zug schließlich in vielem nicht befriedigen konnte. Statt neuer Technik griff man auf Altbewährtes und sogar auf Westimporte zurück. Erst im Probebetrieb sollte sich nach und nach zeigen, was alles zu ändern und noch zu entwickeln war…