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bbmv20110830a.html
(Berlin, 30. August 2011) Die Sanierung des Fahrzeugparks der S-Bahn Berlin
kommt weiter voran. In enger Zusammenarbeit mit den Werken der DB
Fahrzeuginstandhaltung wird derzeit die Komplettsanierung der Wagenkästen
von allen 80 für den Fahrbetrieb vorgesehenen Viertelzügen der Baureihe 485
durchgeführt. Dazu gehören auch 20 bereits stillgelegte Viertelzüge, die
für den Betriebseinsatz reaktiviert wurden.
Am brandenburgischen Standort Wittenberge findet noch bis Oktober dieses
Jahres die Grunderneuerung des Wagenkastenbodens statt. Zudem wird ein
Redesign des Innenraums durchgeführt. Die Arbeiten im Gesamtwert von rund
20 Millionen Euro sind die Grundlage dafür, die Anfang der neunziger Jahre
beschafften Fahrzeuge bis Ende 2017 zuverlässig einsetzen zu können.
„Mit ihrem über Jahrzehnte gewachsenen Know How sind die Fahrzeugexperten
im Werk Wittenberge ein unverzichtbarer Partner, um weitere Teile unserer
Fahrzeugflotte für die nahe Zukunft fit zu machen“, sagt Peter Buchner,
Geschäftsführer der S-Bahn Berlin. „Wir sind sehr froh, dass die
bahneigenen Werke in Wittenberge und Dessau diesen Auftrag übernommen
haben. Wegen der Vielzahl der anstehenden Arbeiten, wären wir nicht in der
Lage gewesen, diese Arbeiten in Schöneweide selbst durchzuführen.“
Nachdem eine Auftragsvergabe an die Schienenfahrzeugindustrie nicht
zustande kam, setzte das Instandhaltungswerk Wittenberge bereits im Jahr
2009 im Auftrag der S-Bahn Berlin ein eigenes Team für dieses Projekt auf,
in dessen Rahmen bis zu 65 Mitarbeiter tätig sind.
„Das Projekt Baureihe 485 ist für uns eine ganz besondere Herausforderung“,
erklärt Dietmar Schmidt, Werkleiter Wittenberge der DB
Fahrzeuginstandhaltung. „Zunächst haben wir Fahrzeuge auseinander bauen
müssen, um die erforderlichen Fahrzeugdokumentationen und
Arbeitsanweisungen erarbeiten zu können. Anschließend galt es, neue
technische Lösungen für Prozesse zu entwickeln, die bislang nicht zum
Arbeitsalltag in unserem Werk gehörten. Außerdem haben wir eine eigene
Montagestraße aufgebaut.“
Die Sanierung des Wagenkastenbodens und der damit verbundene Teilaustausch
der hierbei verbauten Integralbleche wurde erforderlich, nachdem bei
routinemäßigen Untersuchungen im Jahr 2008 eine Rissanfälligkeit des
verwendeten Materials festgestellt wurde. Gutachter der DB Systemtechnik
ermittelten, dass Fertigungsfehler beim damaligen Bau der Züge dazu
führten, dass das Material im Fußboden des Wagenkastens auf Höhe der
Drehgestelle den dauerhaften Belastungen des Betriebseinsatzes nicht in
jedem Fall gewachsen ist. Die Experten vermuten eine ungenügende Aushärtung
der Schweißnähte, so dass sich bereits während der Fertigung oder kurz
danach kleine Anrisse gebildet haben. Bei der Neuverblechung des
Wagenbodens wird nunmehr nach der letzten Schweißnaht eine technisch
erforderliche 72-stündige Ruhezeit des Fahrzeugs in verspanntem Zustand
eingehalten.
Jeder aus Trieb- und Beiwagen bestehende Viertelzug bleibt etwa sieben
Wochen in Wittenberge. Zur Vorbereitung der Wagenkastensanierung wird die
komplette Innenausstattung einschließlich der elektrischen Ausrüstung
entfernt. Danach geht das Fahrzeug in die Abspannvorrichtung, die
sicherstellt, dass sich der Aluminium-Wagenkasten nicht verziehen kann. Es
erfolgt die Herauslösung der alten Bodenbleche und das Einschweißen des
neuen Materials. Die Materialdicke wurde von 4 auf 5 Millimeter erhöht, um
eine höhere Stabilität bei nur geringer Gewichtssteigerung zu erreichen.
Nach Aushärtung der Schweißnähte beginnt die Neuverkabelung des
Fahrzeuginnenraums und der Einbau der Inneneinrichtung.
Neben der wagenbaulichen Erneuerung der Baureihe 485 wurde auch die
Gestaltung des Fahrgastraums überarbeitet. Im Rahmen eines Redesigns
erhalten die Fahrzeuge aufgearbeitete Windfangwände, Seiten- und
Deckenverkleidungen, neu gestaltete Sitzmöbel sowie eine neue
Innenfarbgebung, die den übrigen S-Bahn-Baureihen angeglichen ist.
Derzeit setzt die S-Bahn Berlin 27 dieser sanierten Viertelzüge der
Baureihe 485 im täglichen Betrieb ein. Darunter sind bereits 10 von 20
Viertelzügen, die unter Federführung des Werks Dessau der DB
Fahrzeuginstandhaltung reaktiviert wurden.
Insgesamt sind 80 Viertelzüge für den langfristigen Betriebseinsatz
vorgesehen. Die Fahrzeuge der Baureihe 485 wurden seit den siebziger Jahren
durch die Schienenfahrzeugindustrie der DDR entwickelt und in den Jahren
1988 bis 1992 durch den Lokomotivbau – Elektrotechnische Werke (LEW) in
Hennigsdorf (heute Bombardier Transportation) ausgeliefert.
Herausgeber: DB Mobility Logistics AG