Bahnverkehr: Zugunglück mit 45 Toten: Wie ein Unfall auf der Ringbahn Berlin erschütterte, Ende Juni 1922 steht die Hauptstadt nach einem schweren Eisenbahnunfall unter Schock., aus Berliner Zeitung

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Es herrschte eine eigentümliche Stimmung an diesem 27. Juni 1922 in der Hauptstadt, angespannt und vielleicht ein wenig kämpferisch. Berlin trug Trauer, gerade wurde der drei Tage zuvor von Mitgliedern der rechtsextremen Terror-Organisation #Consul ermordete #Außenminister Walther #Rathenau in Oberschöneweide zu Grabe getragen. Eine Tat, die viele Berlinerinnen und Berliner aufrüttelte.

Selbst viele, die sich nicht mit der jungen #Weimarer Republik identifizieren mochten, waren empört angesichts dieses brutalen und hinterhältigen Mordes. „Da steht der Feind – und darüber ist kein Zweifel: Der #Feind steht #rechts“, hatte #Reichskanzler Joseph #Wirth von der katholischen Zentrumspartei erregt im #Reichstag ausgerufen und damit vielen Menschen aus der Seele gesprochen.

Für 14 Uhr hatten die demokratischen Parteien an diesem Sommertag zu einer großen republikanischen Kundgebung im Lustgarten vor dem Schloss aufgerufen. Damit jeder, der wollte, auch daran teilnehmen konnte, stellten Fabriken, Kontore und zahlreiche Geschäfte ein bis zwei Stunden vorher ihren Betrieb ein. Und so strömten hunderttausende Arbeiter und Angestellte, Sekretärinnen und Verkäuferinnen ins Freie, um sich entweder auf den Weg ins Zentrum zu machen oder auf den Weg nach Hause. Denn viele nutzten den freien halben Tag auch gerne für andere Dinge als für das Gedenken an den ermordeten Minister…