Der Zustand der Schienenstrecken in Berlin und Brandenburg hat sich nach
zwei Jahren der Stagnation verbessert. Die VBB Qualitätsanalyse Netzzustand
2011 weist zwei Prozent weniger Geschwindigkeitseinbrüche als im Jahr 2010
aus. Mithilfe der Finanzmittel aus den Konjunkturpaketen der
Bundesregierung konnten kurzfristig Mängel an der Infrastruktur beseitigt
werden. Dennoch sind weitere Investitionen in das Schienennetz dringend
notwendig.
Im Jahr 2011 wurden in Berlin und Brandenburg 644 Geschwindigkeitseinbrüche
festgestellt. Bezogen auf das Gesamtnetz sind demnach 11,5 Prozent des
Schienennetzes nicht mit der eigentlichen Streckengeschwindigkeit befahrbar
(Vorjahr: 13,5 Prozent). Die hieraus errechneten Fahrzeitverluste summieren
sich auf drei Stunden und 20 Minuten. Im Vergleich zum Vorjahr verringerten
sich die Fahrzeitverluste um gut eine halbe Stunde.
Jörg Vogelsänger, Infrastrukturminister des Landes Brandenburg: „Das
Konjunkturpaket des Bundes zeigt Früchte und darf keine einmalige Sache
bleiben. Die Bundesregierung und die Bahn als Infrastrukturbetreiber müssen
auch zukünftig deutlich mehr in das seit Jahren vernachlässigte
Schienennetz investieren.“
VBB-Geschäftsführer Hans-Werner Franz: „Die positive Entwicklung zeigt, wie
wichtig ausreichende Investitionen in die Infrastruktur sind. Die Fahrgäste
profitieren durch kürzere Fahrzeiten unmittelbar davon, wenn die Züge ihr
eigentliches Tempo fahren können und nicht an den Mängelstellen abbremsen
müssen.“
Deutliche Verbesserungen gab es 2011 auf der Strecke Berlin-Cottbus nach
der Sanierung zwischen Königs Wusterhausen und Lübbenau. Zudem wurde hier
ab Dezember auch die Höchstgeschwindigkeit auf 160 km/h angehoben. Positiv
sind auch die Verbesserungen zwischen Beeskow und Königs Wusterhausen zu
bewerten.
Zu bemängeln ist weiterhin der Zustand der Dresdner Bahn zwischen
Blankenfelde und Elsterwerda. Hier ist mehr als ein Drittel der
Streckenlänge nicht mit 160 km/h befahrbar. Problematisch bleibt auch die
Verbindung Angermünde – Stettin. Nachdem bereits im Vorjahr zwischen
Angermünde und Schönow eine schwerwiegende Mängelstelle registriert wurde,
hat sich der Fahrzeitverlust hier durch eine weitere
Geschwindigkeitsabsenkung nochmals erhöht.
Insgesamt gab es im vergangenen Jahr auf 24 Abschnitten Verbesserungen,
Verschlechterungen dagegen nur auf sieben Abschnitten.
60 Prozent der festgestellten Zeitverluste durch Geschwindigkeitseinbrüche
sind auf Infrastrukturmängel zurückzuführen. Der Großteil davon (rund 57
Prozent) sind ältere Mängel, die bereits in den Fahrplan eingearbeitet
sind. Nur weniger als 4 Prozent sind im laufenden Fahrplan aufgetretene
Mängel, die von der DB Netz AG als „Langsamfahrstellen“ bezeichnet werden.
Die übrigen Geschwindigkeitseinbrüche sind mit ca. 38 Prozent auf nicht
ausreichend dimensionierte Anlagen zurückzuführen. Ein Beispiel hierfür
sind Bahnübergänge ohne technische Sicherung, bei denen Züge auf bis zu 10
km/h abbremsen müssen. Die verbleibenden knapp zwei Prozent der
Geschwindigkeitseinbrüche sind auf laufende Baustellen zurückzuführen.
Diese Verteilung zeigt, dass trotz der schon erfolgten Sanierungsmaßnahmen
immer noch ein hoher Bedarf für Ersatzinvestitionen besteht.
Die Erhebung erfolgte stichtagsbezogen zwischen Mai und September 2011.
Somit können zwischenzeitlich behobene Mängel aufgeführt sein, während
inzwischen neu aufgetretene Geschwindigkeitseinbrüche, wie z.B. an der
Brücke zum Berliner Hauptbahnhof, noch nicht enthalten sind (Pressemeldung
VBB, 01.02.12).