Der Verkehr zwischen Deutschland und Polen wird mit Beginn der
Arbeitnehmerfreizügigkeit ab 1. Mai zwischen beiden Ländern weiter
zunehmen. Vor allem im Ballungsraum Berlin-Brandenburg wird sich das
Verkehrsaufkommen stark erhöhen.
Noch immer gibt es jedoch erhebliche Mängel im grenzüberschreitenden
Eisenbahnverkehr, so dass Reisende überwiegend mit dem Auto, statt mit der
Bahn fahren. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg sieht dringenden
Handlungsbedarf für den Ausbau der Infrastruktur und des Verkehrsangebots
im Schienenverkehr zwischen Deutschland und Polen.
Rund 15 Millionen Menschen reisen jährlich von Berlin-Brandenburg nach
Polen. Nur zwischen zwei und sieben Prozent von ihnen fahren mit der Bahn
in die nahegelegenen Großstädte wie Stettin, Gorzów Wlkp., Posen, Zielona
Góra oder Breslau. Schon jetzt gibt es erste Kapazitätsengpässe auf den
Straßen zwischen Berlin-Brandenburg und Westpolen und der Verkehr wird sich
mit der Arbeitnehmerfreizügigkeit weiter erhöhen – in beide Richtungen.
Um mehr Menschen von der Straße auf die Schiene zu lenken, muss noch sehr
viel passieren, sagt VBB-Geschäftsführer Hans-Werner Franz: „Es ist ein
Jammer, aber auch kein Wunder, dass die Schienen-verbindungen zu unseren
Nachbarn so wenig genutzt werden. Die Qualität der grenzüberschreitenden
Strecken ist an vielen Stellen in einem schlechten Zustand. Einerseits gibt
es erhebliche Lücken in der Infrastruktur, andererseits fehlt es an
attraktiven Angeboten. Die Züge müssen immer wieder auf Schneckentempo
drosseln, den Fahrgästen werden viel zu lange Fahrzeiten zugemutet und das
Angebot ist zu dünn.“
Handlungsbedarf im grenzüberschreitenden Schienenverkehr
• Berlin – Angermünde – Stettin: Elektrifizierung und Ausbau des
eingleisigen, nicht elektrifizierten Abschnitts zwischen Szczecin-Gumience
und Passow, Schaffung zusätzlicher Direktverbindungen
• Berlin – Küstrin-Kietz – Kostrzyn – Gorzów Wlkp: Schaffung von
Direktverbindungen
• Berlin – Frankfurt (Oder) – Posen: Schaffung von zusätzlichen, direkten
Regionalverbindungen
• Berlin – Frankfurt (Oder) – Zielona Góra: Optimierung der
Umsteigeverbindungen, Schaffung einer Direktverbindung, Einführung eines
attraktiven Fahrkartenangebots
• Berlin – Cottbus – Breslau: kürzere Fahrzeiten dringend erforderlich,
Infrastrukturmodernisierung, durchgehende Elektrifizierung, Finanzierung
des Betriebs
Die Deutsche Bahn AG und die Bundesregierung als Eigentümerin sind
aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen und die notwendigen
Entscheidungen zu treffen und Mittel bereitzustellen, um zusammen mit den
polnischen Partnern die Fernverbindungen zwischen Deutschland und Polen zu
verbessern. Das Potenzial an Reisenden zwischen beiden Ländern ist eine
Riesenchance für den umweltschonenden Bahnverkehr.
Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg engagiert sich seit Jahren für
bessere Bahnverbindungen nach Polen und konnte mit der Einführung
attraktiver Tarifangebote nach Stettin (10 Euro-Ticket, VBB-Anerkennung im
Stadtverkehr) und Gorzów Wlkp. (Gorzów -Spezial) wieder deutlich mehr
Fahrgäste auf diesen Strecken gewinnen (Pressemeldung VBB, 28.04.11).