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Wenn die Berliner S-Bahn nur noch ein Viertel ihres Fahrzeugparks einsetzen kann, ist das ein schwarzer Tag in der Geschichte des Berliner Nahverkehrs. Dass es gestern dennoch nicht zum Zusammenbruch des öffentlichen Verkehrs im Großraum Berlin kam, haben die Fahrgäste den Sommerferien, dem großartigen Einsatz vieler BVGer und vieler Eisenbahner und vor allem ihrem eigenen klugen Verhalten zu verdanken.
Viele Fahrgäste sind dem Appell des Fahrgastverbandes IGEB gefolgt und haben die S-Bahn unter Inkaufnahme zum Teil erheblich längerer Fahrzeiten gemieden oder ganz auf eine Fahrt verzichtet.
Wer die S-Bahn nicht meiden konnte oder wollte, nahm in der Regel in Kauf, länger als gewohnt auf den Zug warten zu müssen, im Zug nicht sitzen zu können und oft mit Verspätung am Zielbahnhof anzukommen. Denn die S-Bahn-Züg waren häufig sehr voll und verspätet. Wer das alles übersieht, redet die Probleme des gestrigen Tages fahrlässig schön.
Das Chaos in Gestalt hoffnungslos überfüllter und/oder gravierend verspäteter Züge gab es auch, allerdings vor allem am Nachmittag und frühen Abend. Denn in den Sommerferien ohne Schul- und Universitätsbetrieb, aber mit deutlich mehr Freizeit- und Tourismusverkehr sind die Nachmittagsstunden viel kritischer als die Morgenstunden. So gab es auf der Ringbahn zeitweise massive Störungen mit teilweise chaotischen Zuständen.
Auch der Regionalverkehr auf der Stadtbahn war, wie vom Berliner Fahrgastverband IGEB befürchtet, über viele Stunden dem Ansturm der S-Bahn-Fahrgäste nicht gewachsen. Vor allem auf den Bahnhöfen Alexanderplatz und Friedrichstraße dauerte das Aus- und Einsteigen sehr lange, so dass die Verspätungen zunahmen und sich weit in das Land Brandenburg sowie auf den Fernverkehr auswirkten.
Deshalb fordert der Berliner Fahrgastverband IGEB, dass umgehend die Verkehrsangebote auf dem S Bahn-Ring und auf der Stadtbahn sowie die Fahrgastinformation nachgebessert werden.
• Auf dem Südring muss die S 46 von Hermannstraße bis Südkreuz verlängert werden. Die benötigten Wagen erhält man, indem auf die erwartungsgemäß wenig genutzte Strecke Olympiastadion?Zoo vorübergehend verzichtet wird. Den betroffenen Fahrgästen stehen U 2 und Busse M 49/X 34 als leistungsfähiger Ersatz zur Verfügung.
• Das Angebot auf der Stadtbahn muss nachgebessert werden. Der Fahrgastverband IGEB hat hierzu bereits mehrere Vorschläge gemacht, u.a. Einsatz von S-Bahn-Zügen aus anderen Städten sowie Ausweitung der Betriebszeiten der Ergänzungszüge zwischen Potsdam und Ostbahnhof.
• Außerdem gibt es überall noch gravierende Defizite in der Fahrgastinformation. Beispielsweise muss es auf der Stadtbahn bei jedem Regionalzug Durchsagen aller Haltebahnhöfe im S-Bahn-Bereich geben (Pressemeldung Berliner Fahrgastverband IGEB, 22.07.09).