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Die schlimmsten Befürchtungen scheinen wahr zu werden. In Kürze stehen der Berliner S-Bahn möglicherweise nur noch 160 Viertelzüge (mit je zwei Wagen) zur Verfügung. Deshalb müssen alle Beteiligten nun umgehend einen Notfahrplan mit den verbliebenen S-Bahn-Zügen sicherstellen, der durch zusätzliche Regionalzüge und zusätzliche Fahrten bei der BVG (U-Bahn, Straßenbahn, Bus) ergänzt werden muss.
Der Berliner Fahrgastverband IGEB schlägt vor, dass der Notfahrplan nach folgenden Grundsätzen gestaltet wird:
1. Rückgrat des Angebots ist wie beim bisherigen „Basisfahrplan“ die Ringbahn. Sie wird im 10-Minuten-Takt befahren und ermöglicht eine Verteilung der Fahrgäste zwischen den einzelnen Radialstrecken von S-Bahn, U-Bahn und Straßenbahn.
2. Auf der Stadtbahn zwischen Charlottenburg und Ostbahnhof und im Nord-Süd-Verkehr zwischen Gesundbrunnen und Südkreuz wird der S-Bahn-Verkehr durch Regionalverkehr und das dichte innerstädtische BVG-Netz (U-Bahn, Straßenbahn, Bus) ersetzt. Der Versuch, auf diesen wichtigen S-Bahn-Strecken einen 20-Minuten-Takt zu fahren, weckt falsche Hoffnungen und wird schnell zum Zusammenbruch dieses Rumpfangebots führen. Hinzu kommt, dass die von Radproblemen nicht betroffenen S-Bahn-Züge der Baureihen 480 und 485 gar nicht durch den Nord-Süd-Tunnel fahren dürfen. Dagegen kann das Regionalzugangebot auf den Fernverkehrsgleisen der Stadtbahn und im Tiergartentunnel durch S-Bahn-Züge aus den alten Bundesländern mit jeweils 9 Wagen deutlich aufgewertet werden. Zwischen Gesundbrunnen und Südkreuz gab es ein solches Angebot als S21 schon einmal zur Fußball-WM 2006. Allerdings muss, um auf der Stadtbahn ausreichend Regional- und S-Bahn-Züge fahren lassen zu können, wahrscheinlich ein Teil der Fernverkehrszüge in den Nord-Süd-Tunnel geführt werden.
3. Auf den Vorortstrecken, die die Berliner Randbezirke und die Umlandgemeinden erschließen, sollen in der Regel weiterhin S-Bahn-Züge im 20-Minuten-Takt fahren, weil es häufig keine Alternative gibt, auf andere Verkehrsmittel auszuweichen.
4. Auf einzelnen Abschnitten der Vorortstrecken mit großen Bahnhofsabständen sollen zur Einsparung von S-Bahn-Zügen mit Dieselloks bespannte Züge (S-Bahn-Ruhrgebiet) und Dieseltriebwagen (z.B. Baureihe 628) auf den S-Bahn-Gleisen fahren, die an jedem S-Bahnhof halten.
Es sollte möglich sein, diesen Notfahrplan einigermaßen stabil zu fahren, so dass zusammen mit dem Regionalzug- und BVG-Angebot ein Mindestmaß an Mobilität gesichert wird. Das gilt jedoch nur für den Zeitraum der Sommerferien und nicht für Veranstaltungsverkehre, z.B. zur Leichtathletik-WM. Und auch in den Ferien ist dieses Minimalangebot eine Zumutung, die hunderttausenden viel Geduld abverlangt. Deshalb muss dieser Zustand schnellstens überwunden werden.
Die zusätzlichen Verkehrsleistungen der anderen Verkehrsunternehmen müssen natürlich aus den Geldern, die der S-Bahn GmbH abgezogen werden, ausgeglichen werden.
Koordiniert werden sollte diese Extrem-Situation durch einen Krisenstab aller Verantwortlichen (alle Verkehrsunternehmen, VBB und Länder Berlin und Brandenburg) (Pressemeldung Berliner Fahrgastverband IGEB e.V., 17.07.09).