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Frankfurt_und_Slubice_nehmen_neuen_Anlauf_fuer_Tram.html
Am Sonnabend verstopfen wieder Autos deutscher Schnäppchenjäger den polnischen Grenzort Slubice. Dann kommen die Brandenburger und Berliner, um in der 17.000-Einwohner-Stadt günstig einzukaufen. Sie ließen ihr Auto angesichts der Parkplatznot gern zu Hause – doch bislang gibt es keine Straßenbahnverbindung über die Oder. Das könnte sich ändern.
Wenn die deutschen Schnäppchenjäger kommen, wird es eng in der polnischen Grenzstadt Slubice. Gerade an den Wochenenden ist es in dem 17.000 Einwohner zählenden Ort so voll, dass ein freier Parkplatz zur Glückssache wird. Die Blechkarawane staut sich durch das Zentrum von Slubice, vorbei an Tankstellen, Bau- und Supermärkten, Zigarettenkiosken und dem neuen Einkaufstempel „Prima Galeria“.
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Gäbe es eine Alternative, würden viele Besucher ihr Auto schon am deutschen Ufer in Frankfurt stehen lassen, sagen viele der Einkäufer. Denn schon an der Kreuzung vor dem Grenzübergang Stadtbrücke bilden sich aufgrund des Andrangs lange Schlangen. Die Lösung könnte eine grenzüberschreitende Straßenbahn zwischen Frankfurt und Slubice sein. Könnte. Denn diese Idee war Anfang 2006 gescheitert, weil sich die Bewohner der deutschen Grenzstadt in einem Bürgerentscheid dagegen ausgesprochen hatten. Doch nun gibt es einen neuen Vorstoß.
Immerhin sind die zeitraubenden Grenzkontrollen durch den Schengen-Beitritt Polens vor anderthalb Jahren weggefallen. Außerdem, so will der kommunale Nahverkehrsrat von Frankfurt herausgefunden haben, könnten für die Realisierung der Straßenbahnverbindung heute noch mehr EU-Fördermittel in Anspruch genommen werden als noch vor wenigen Jahren. Bis zu 80 Prozent der Baukosten für die Gleise würden möglicherweise aus Brüssel kommen, bestätigt Frankfurts Oberbürgermeister Martin Patzelt. Er will die Planungen in den nächsten zwei Jahren abschließen und dann schnellstens mit dem Verlegen der Gleise beginnen.
Ein Gutachten zu den Perspektiven des Öffentlichen Personennahverkehrs, das die Frankfurter Stadtverwaltung schon vor Jahren in Auftrag gegeben hatte, belegt: Die Straßenbahn, könnte dauerhaft wirtschaftlich geführt werden, eine grenzüberschreitende Linie im 20-Minuten-Takt gar zu erheblichen Einsparungen bei den städtischen Zuschüssen führen. Es existiert eine gute Anbindung zum Regionalverkehr der Deutschen Bahn und der Einkaufstourismus nach Polen birgt großes Potenzial. Etwa 4000 Fahrgäste pro Tag – wie in den Gutachten geschätzt – erscheinen angesichts des wöchentlichen Käuferansturms durchaus realistisch.
Ein Novum wäre eine Straßenbahnverbindung über die Stadtbrücke nicht. Seit dem Ende des 19. Jahrhundert zuckelte die Tram in die damalige Dammvorstadt Frankfurts am östlichen Flussufer und wieder zurück. 1945 war damit Schluss, die bisherige Dammvorstadt hieß nunmehr Slubice und war polnisches Territorium. Die Stadtbrücke wurde mehr Grenze, als dass sie verband. In gemeinsamen Visionen der beiden Partnerstädte an den gegenüberliegenden Oderufern tauchten Überlegungen für eine grenzüberschreitende Verkehrsverbindung seit der politischen Wende vor 20 Jahren dann immer wieder auf. Doch so richtig ernst wurden die Überlegungen erst nach dem EU-Beitritt Polens.
Die Tram sollte auf ihrer mehr als drei Kilometer langen Schleife durch Slubice auch innerstädtische Ziele miteinander verbinden. Doch während die polnischen Stadtparlamentarier mit ihrer Zustimmung nicht lange zögerten, weil sie damit auch endlich über einen öffentlichen Personennahverkehr verfügen würden, machten die Frankfurter Kollegen ihre Entscheidung von den Bürgern abhängig. Und die befürchteten, dass unnötig Steuergelder in den märkischen Sand gesetzt werden.
Der neue Anlauf für das Projekt wird von den Frankfurter Stadtverordneten begrüßt. Allerdings sollten die Vorbereitungen „möglichst transparent“ laufen, hieß es, damit die Bürger die Pläne nicht womöglich erneut stoppen.