Magnetbahn: „Zwischenruf“ … zu schwebenden Phantasien, aus VIV

23.11.2023

Nein, wir sind nicht gegen neue #Techniken und auch nicht gegen neue #Ideen. Wirklich nicht. Und wir sind der Meinung, dass wir grundsätzlich einen guten öffentlichen #Personennahverkehr (#ÖPNV) in der Stadt haben – auch jenseits des S-Bahn-Rings. „Grundsätzlich“ heißt nicht, dass alles und überall toll ist.
Was aber soll eine Nutzerin, ein Nutzer des ÖPNV denken, der oder die beispielsweise auf dem #tropfenden U-Bahnhof #Ullsteinstraße auf den Zug wartet? Was der- oder diejenige, der/die im U-Bahnhof #Schloßstraße an der #U9 Richtung Norden auf einem seit Jahren, nun ja, im #Rohbauzustand befindlichen, diffusen und unübersichtlichen Bahnsteig auf den Zug wartet?

Was soll jemand denken, der oder die an einem eingleisigen Außenast der Berliner S-Bahn, z.B. nach Bernau, auf den verspäteten Zug wartet, weil seit Jahrzehnten kein zweites Gleis ver-legt wird? Was ein Fahrgast der Ringbahn, der oder die wegen Verzögerungen im Betriebsablauf, Reparatur an einem Zug oder Weichenstörung ebenfalls auf den Zug wartet, obwohl wir seit Jahren zur Verbesserung der Betriebsqualität dritte Bahnsteigkanten bauen wollen? Und was soll ein Nutzer, eine Nutzerin denken, wenn demnächst wegen Personalmangels die BVG-Busleistungen weiter gekürzt werden? Und als Letztes: Was ein Fahrgast, der oder die auf einem Bahnhof warten muss, auf dem offen mit Drogen gehandelt und diese auch gleich an Ort und Stelle konsumiert werden? Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Was also sollen diese angenommenen „Normal-User“ denken, wenn sie nun von der Einführung einer Magnet-schwebebahn lesen, sehen oder hören, deren Baubeginn noch in dieser Legislatur liegen soll? Letzteres übrigens ein Unding und erschreckend, mit welcher Unkenntnis sich führende Berliner Landespolitiker, und ein solcher ist ein Fraktionschef, äußern. Wir brauchen viele Jahre, um die U3 ein paar hundert Meter zur S-Bahn am Mexi-koplatz zu verlängern, wollen aber innerhalb von drei Jahren eine Magnetbahn zu bauen beginnen? Ein Unding ist es auch, so ein Projekt unter der Überschrift „Wir wollen ein neues Verkehrssystem, müssen aber noch eine Anwendungsstrecke suchen“ zu ventilieren. Sofern die Veröffentlichung gezielt und gewollt war, darf man schon fragen, ob das insgesamt nicht ein wenig unterkomplex geraten ist?
Wollen wir nicht erstmal unsere U-Bahntunnel und Stationen sanieren? Wollen wir nicht erstmal unsere U-Bahn automatisieren? Wollen wir uns nicht erstmal um unsere bestehenden Verkehrssysteme kümmern? Sie instand-halten oder auch instandsetzen und sie da ausbauen/erweitern, wo es jeweils Sinn macht? Wollen wir nicht endlich eingleisige Streckenabschnitte bei der S-Bahn beseitigen und die Ringbahn stabilisieren? Wollen wir nicht endlich die i2030-Projekte sichtbar (!) voranbringen? Wollen wir als Ziel unseren ÖPNV nicht so attraktiv gestalten, dass er auch für überzeugte Autofahrerinnen und Autofahrer zu einer Alternative werden und so die „Verkehrswende“ zumindest in der Stadt gelingen kann?
Wahrscheinlich geht das Ganze ja aus wie das berühmte Schießen in Hornberg. Und das ist auch gut so.