http://www.lok-report.de/
Bombardier Transportation hat am 22.01.09 in Bautzen den ersten komplett kontaktlosen, oberleitungsfreien Betrieb einer Straßenbahn präsentiert. Der BOMBARDIER PRIMOVE fahrdrahtlose Betrieb wurde auf dem Testring für Stadt- und Straßenbahnen im Bombardier-Werk Bautzen der Öffentlichkeit vorgestellt.
„Die PRIMOVE-Technologie ist ein einmaliges System, das den komplett fahrdrahtlosen Betrieb von Straßenbahnen kontaktlos über unterschiedliche Entfernungen und in allen Umgebungen ermöglicht“, sagte Dr. Carsten Struve, Director Advanced Technology Development Bombardier Transportation bei der Vorstellung des Systems. „Der fahrdrahtlose Betrieb eröffnet vor allem für historische Innenstädte völlig neue Perspektiven für Straßenbahnen. Durch den Verzicht auf Oberleitungen bleibt das Stadtbild attraktiv. In Verbindung mit dem neuartigen Energiespeichersystem BOMBARDIER MITRAC Energy Saver kann zusätzlich Energie eingespart werden.“
Für Betreiber bietet das PRIMOVE-System erhebliche Vorteile. Dazu zählen insbesondere die komplett unsichtbare Energiezuführung, die einfache Installation und die völlige Wetterunabhängigkeit. Außerdem führt die kontaktfreie und sehr sichere Energieübertragung zu einem geringeren Teileverschleiß und damit zu reduzierten Lebenszykluskosten. Zusätzlich lassen sich auch die Infrastrukturkosten für Tunnelabschnitte dank des PRIMOVE-Systems deutlich reduzieren. Das System erfordert weder eine sogenannte dritte Schiene noch hohe Dachaufbauten. Dies erlaubt kleinere Tunnelquerschnitte. Das PRIMOVE-System arbeitet dank des elektrischen Antriebs geräuscharm, vermeidet Emissionen und ermöglicht dank des integrierten MITRAC Energy Saver durch Energierückeinspeisung erhebliche Betriebskostensenkungen.
Die neuartige PRIMOVE-Technologie ist eines der Highlights des innovativen BOMBARDIER ECO 4-Portfolios, das der Weltmarktführer für Schienenverkehrstechnik im letzten Jahr gestartet hat. Die insgesamt zehn betriebsbereiten ECO4-Produkte basieren auf den Grundpfeilern Energie, Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit und ermöglichen energie- und kosteneffiziente Lösungen für Spitzenleistungen in der Bahntechnologie
Das innovative Grundprinzip der PRIMOVE-Technologie basiert auf der hier erstmals im Verkehrswesen angewandten induktiven Energieübertragung, die beispielsweise in Reinraum-Umgebungen, etwa in der Chip- sowie Automobilindustrie verbreitet ist. Bei PRIMOVE sind die elektrischen Versorgungseinheiten unauffällig unter dem Fahrzeug und im Boden verborgen installiert. Dabei werden der elektrische Primär- und Sekundärkreis voneinander getrennt, ein Prinzip, das analog bei Transformatoren bekannt ist. Der Primärteil wird in der Infrastruktur verbaut, die hier ein Magnetfeld erzeugt. Das Gegenstück am Fahrzeug, der sogenannte Sekundärteil, wandelt dieses Feld in Strom für den Betrieb der Straßenbahn um. Das Kabel des Primärteils lässt sich problemlos zwischen den Gleisen einbauen. Das Fahrzeug wiederum erhält Aufnehmer am Fahrzeugboden, die mit der Antriebstechnik des Fahrzeugs einfach über ein Kabel verbunden werden. Zusätzlich geschaltete Segmente im Boden stellen sicher, dass sich das Feld nur dann aktiviert, wenn auch ein Fahrzeug darüber fährt. Die übrigen Segmente sind stromlos. Damit ist ein sehr sicherer Betrieb möglich und das System kann beispielsweise auch in Fußgängerzonen eingesetzt werden.
Zusätzliche Vorteile bringt die Integration des MITRAC Energy Saver, der unauffällig auf dem Dach der Straßen- oder Stadtbahn montiert wird: Die innovativen Kondensatoren dieses Systems speichern die bei jedem Bremsvorgang frei werdende Energie und verwenden sie beim Beschleunigen oder im Betrieb wieder. Bei Stadtbahnen hat das seit 2003 in Mannheim getestete System bis zu 30 Prozent der Energie eingespart und damit Emissionen und Kosten reduziert. Alternativ kann das Fahrzeug in einer Beschleunigungsphase auch zusätzliche Leistung erhalten. Bei der dem System zugrunde liegenden Technologie handelt es sich um Doppelschichtkondensatoren (auch „Ultrakondensatoren“ genannt). Diese Speichervorrichtung wird mit der Energie aufgeladen, die beim Bremsvorgang umgewandelt wird (Pressemeldung Bombardier, 23.01.09).