Straßenverkehr: Intelligente Verkehrslenkung, aus Senat

Frage 1:
Wie viele Systeme #intelligenter #Verkehrslenkung gibt es in Berlin und wo (z.B. digitales #Parkplatzmanagement,
#Richtgeschwindigkeit für #grüne Welle, etc.)?
Frage 3:
Welche Gebiete/Strecken wurden bisher identifiziert, um dort mit Hilfe intelligenter Verkehrslenkung den
#Verkehrsfluss erheblich zu verbessern oder die #Verkehrsbelastung zu verringern?
Frage 4:
An welchen dieser Orte ist bereits eine Umsetzung von Maßnahmen vorgesehen und gibt es hierfür bereits
Zeitpläne?


Antwort zu 1, 3 und 4:
Der Begriff „intelligente Verkehrslenkung“ ist nicht eindeutig definiert und die Anfrage lässt
keine Eingrenzung erkennen. Die untenstehende Auflistung enthält daher Systeme, die
nach Ansicht des Senats mit der Anfrage gemeint sein könnten, weil in gewissem Umfang
eine von veränderbaren Rahmenbedingungen und vordefinierten Schritten abhängige
Reaktion mit dem Ziel erfolgt, dynamisch auf Verkehrsabläufe Einfluss zu nehmen. Dabei
wird allerdings von einer Automatisierung ausgegangen, die mit dem Begriff von
„intelligenten“ Maßnahmen insoweit nicht vollständig übereinstimmt. Aufgelistet sind
Projekte, die in der Verantwortung des Senats liegen oder an denen der Senat beteiligt ist.
· Von den über 2.100 #Lichtsignalanlagen im Land Berlin sind mehr als zwei Drittel der
Anlagen mit verkehrsabhängigen Steuerungen ausgestattet, die sowohl Freigabezeit Umverteilungen je nach Verkehrsbelastungen vornehmen, als auch über eine
#Priorisierungs-Beeinflussung für Fahrzeuge des Öffentlichen Personennahverkehrs –
ÖPNV (#Straßenbahnen und #Busse) verfügen. Dabei gibt es diverse Örtlichkeiten, an
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denen eine lokale Ausbalancierung der Eingriffe durch direkte
Kommunikationsverbindungen zwischen den meist dicht beieinanderliegenden Anlagen
vorgenommen wird.
· Es existieren gegenwärtig vier Steuerungen für Lichtsignalanlagen, bei denen
detektierte Verkehrsmengen zur Darstellung einer Gesamtverkehrslage zentral
ausgewertet und daraufhin automatisch Programmwechsel zur Bewältigung höherer
Verkehrsbelastungen aktiviert werden. Aktiv sind die Steuerungen im Bereich der
Messe Berlin, am Großen Stern und im Bereich der Joachim-Tiburtius-Brücke in
Steglitz-Zehlendorf. Noch vor der Inbetriebnahme befindet sich eine Steuerung im
Bereich Seestraße/Beusselstraße.
· Als Forschungsprojekt zum umweltverträglichen Verkehrsmanagement befindet sich
seit ca. fünf Jahren eine „Umweltsensitive Steuerung“ im Bereich der
Invalidenstraße/Chausseestraße in Betrieb, die bei Grenzwertüberschreitungen durch
Abbiegeverbote die Führung des Kfz-Verkehrs über eine alternative, Route zum Ziel
hat.
· Im Bereich des Tiergartentunnels reagieren zur Gewährleistung der Sicherheit im
Tunnel die Wechselwegweisung und die Lichtsignalanlagen an den Ausfahrten auf
Sperrungen der Tunnelzufahrten mit alternativen Programmen.
· Auf der Heerstraße existiert eine Fahrstreifensignalisierung (Dauerlichtzeichen)
zwischen Theodor-Heuss-Platz und Pichelsdorfer Str. zur lastrichtungsbezogenen
Fahrstreifenfreigabe in Festzeitsteuerung einschl. der Anzeige einer empfohlenen
Fahrgeschwindigkeit zur Nutzung der „Grünen Welle“.
· Das Parkleitsystem Messe/Olympiastadion verweist bei Großveranstaltungen auf
Parkplätze mit freien Kapazitäten im Umfeld des Veranstaltungsortes (Messe oder
Olympiastadion, ggf. Waldbühne) und leitet den Parksuchverkehr je nach
Anreiserichtung zum nächstgelegenen Parkplatz. Die elektronischen Hinweisschilder
sind auf den Zuwegungen ab den korrespondierenden Anschlussstellen der A100 sowie
im Bereich Masurenallee/Kaiserdamm/Heerstraße angeordnet und werden dynamisch
gemäß den zur Verfügung stehenden Kapazitäten geschaltet. Bei
Messeveranstaltungen mit entsprechend hoher Nachfrage wird außerdem zum
Parkplatz Olympiastadion geleitet und auf einen durch die Messe im Vorfeld
organisierten Shuttleservice hingewiesen.
· Im Projekt AIRVIS wird eine intermodale Verkehrslenkung im Südosten der Stadt
betrieben, um insbesondere die Zielführung zum Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
zu sichern.
· Ergänzend zu den Verkehrslenkungsmaßnahmen werden durch die
Verkehrsinformationszentrale (VIZ) die Verkehrsteilnehmenden mittels
Informationstafeln im Straßenland, Internetseiten, Social-Media-Kanälen und E-MailNewslettern umfangreich über die aktuelle und prognostizierte Situation im Stadtgebiet
informiert. Hierfür bedient sich die VIZ umfangreicher Daten, zum Beispiel aus
stationären Verkehrsdetektoren, die Auskunft über Anzahl und Geschwindigkeit des
Verkehrs an 220 Messquerschnitten liefern, sowie über Floating-Car-Daten, welche die
aktuelle Verkehrslage im gesamten übergeordneten Straßennetz und auch auf
viz.berlin.de abbildet.
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Frage 2:
An welchen Projekten zu Themen der intelligenten Verkehrslenkung war das Land Berlin seit 2016 beteiligt
und in welcher Form?
Antwort zu 2:
Aufgrund der in der Antwort zu Frage 1 beschriebenen begrifflichen Unklarheit ist eine
umfassende Beantwortung nicht möglich.
Die Beteiligung an den Forschungsprojekten DIGINET und SAFARI diente der
Weiterentwicklung des automatisierten Fahrens und wurde an den Schnittstellen zu den
Lichtsignalanlagen sowie bezüglich der Streckenführungen und Kartenmaterialien durch
die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz begleitet. Das NachfolgeProjekt „Shuttles & Co.“ baut auf neuen Schnittstellen zu Systemen der Verkehrstelematik
auf, die einen Ersatz für eine physikalische Erfassung der Fahrzeuge sowie digitale Funkerfassungen bieten und durch Prognosen hinsichtlich der Lichtsignalanlagen
umweltschonende Annäherungsgeschwindigkeiten empfehlen. Hierzu sind im Jahr 2022
im Bereich Berliner Straße in Tegel entsprechende Versuche vorgesehen.
Frage 5:
Welche finanziellen Mittel stehen hierfür zur Verfügung?
Antwort zu 5:
Es sind keine Haushaltsmittel speziell bzw. ausschließlich für den Zweck intelligente
Verkehrslenkung veranschlagt. Die Finanzierung einzelner Projekte ist im Rahmen der
Haushaltswirtschaft durch entsprechende Prioritätensetzung möglich, u.U. auch unter
Inanspruchnahme von Drittmitteln.
Berlin, den 09.12.2021
In Vertretung
Ingmar Streese
Senatsverwaltung für
Umwelt, Verkehr und Klimaschutz

www.berlin.de