S-Bahn: Hängt die DB Netz AG Treptow-Köpenick von der Innenstadt ab?, aus Senat

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Frage 1:
Wie entwickelte sich die #Pünktlichkeit der Züge der S-Bahnlinie 3 im Jahr 2017 sowie in den ersten 4
Monaten des Jahres 2018?
Antwort zu 1:
Die nachfolgende Tabelle stellt die Entwicklung des Pünktlichkeitsgrades der Linie #S3 im
Zeitraum Januar 2017 bis April 2018 dar. Die Auswertung bezieht sich auf alle
#Verkehrshalte von Zügen. Als pünktlich werden dabei alle Halte mit weniger als 4 Minuten
#Verspätung gewertet.

 

Monat


Jan 17


Feb 17


Mrz 17


Apr 17


Mai 17


Jun 17


Jul 17


Aug 17


Pünktlichkeitsgrad S3 [%]

 

98,81

 

99,54

 

99,23

 

99,56

 

99,47

 

98,92

 

99,43

 

92,58

 

Monat


Sep 17


Okt 17


Nov 17


Dez 17


Jan 18


Feb 18


Mrz 18


Apr 18


Pünktlichkeitsgrad S3 [%]

 

92,60

 

92,68

 

94,15

 

93,79

 

93,93

 

92,78

 

95,04

 

93,06


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Frage 2:
Wie viele Züge (Gesamtzahl und prozentual betrachtet) fielen auf der S-Bahnlinie 3 im Jahr 2017 sowie in
den ersten 4 Monaten des Jahres 2018 komplett aus?
Antwort zu 2:
Die Ermittlung der Anzahl der ausgefallenen Zugfahrten ist im Rahmen kurzfristig
aufbereitbarer Daten nicht möglich. Im Rahmen dieser Anfrage lässt sich eine Ausfallquote
anhand des Verhältnisses der Ist-Leistung zu Soll-Leistung der Linie S3 darstellen.
Im Zeitraum Januar 2017 bis März 2018 sind 195.000 Zugkilometer auf der Linie S3
ausgefallen, dies entspricht einer Ausfallquote von 7,1 %. Die Daten für April 2018 liegen
noch nicht vor. Die Angaben beinhalten eine Kumulation von Minderleistungen sowie
baubedingten Ausfällen und Mehrleistungen ausschließlich im Land Berlin.
Frage 3:
Welche Ursachen führten zu den Verspätungen bzw. Zugausfällen der S-Bahnlinie 3 – im Allgemeinen sowie
im Besonderem auf dem Streckenabschnitt zwischen Erkner und Ostkreuz – im Jahr 2017 sowie in den
ersten 4 Monaten des Jahres 2018 (Unterscheidung nach Polizei- und Feuerwehreinsätzen,
Infrastrukturproblemen und technischen Störungen an den Fahrzeuge erbeten)?
Antwort zu 3:
Die DB AG teilt zur Frage 3 mit:
„Die Gründe für die Zugausfälle und Zugverspätungen der Linie S3 sind vielfältig. Zu den
Hauptursachen sind Fahrzeugstörungen, Eingriffe Dritter (u.a. Notarzt- oder
Polizeieinsätze, Personen im Gleis) und technische Störungen an der Infrastruktur (Signaloder
Weichenstörungen) zu rechnen.
2017
• Fahrzeugstörungen  12 %
• Infrastruktur-Störungen  10,9 %
• Polizei- und Notarzteinsätze  5,7 % (+6,1 % Fremdeinwirkungen)
2018 (Jan-Apr)
• Fahrzeugstörungen  10 %
• Infrastruktur-Störungen  10,5 %
• Polizei- und Notarzteinsätze  6,24 % (+7,2 % Fremdeinwirkungen)
Unabhängig von den Störungsursachen ist zu berücksichtigen, dass die hohe Zugdichte
im Bereich Ostkreuz auch das Ausmaß der Zugverspätungen und Zugausfälle der Linie S3
beeinflusst. In Richtung Stadtbahn ist in der Hauptverkehrszeit jede Trasse belegt.
Verspätungen wirken sich unmittelbar auch auf nachfolgende Züge aus, weil Erholungstrassen
fehlen. Um den Betrieb wieder zu stabilisieren ist es dann häufig erforderlich, das
Zugangebot temporär zu reduzieren, also Züge ausfallen zu lassen.“
Hinzu kommt, bezogen auf die Gesamtmenge der Störungsereignisse, ein vergleichsweise
großer Anteil von Sekundärstörungen, die beispielsweise durch Verspätungsübertragung
bei der Wende oder durch die Zugfolge nach verspäteten vorausfahrenden Zügen
verursacht werden. Der Anteil der Sekundärstörungen verteilte sich nach Angaben der DB
AG im Jahr 2017 und in den ersten vier Monaten des Jahres 2018 wie folgt:
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• 2018, Anteil sekundär = 44 %
• 2017, Anteil sekundär = 36,8 %
Frage 4:
Wie oft endeten Züge der S-Bahnlinie 3 im Jahr 2017 sowie in den ersten 4 Monaten des Jahres 2018
frühzeitig am Ostkreuz, obwohl eine Fahrt bis nach Spandau vorgesehen war und welche Ursachen führten
hierzu (Unterscheidung nach Polizei- und Feuerwehreinsätzen, Infrastrukturproblemen und technischen
Störungen an den Fahrzeuge erbeten)?
Antwort zu 4:
Die DB AG teilt zur Frage 4 mit:
„Eine Beantwortung dieser Frage ist uns mit den uns vorliegenden Daten für 2017 nicht
möglich.
In den ersten vier Monaten des Jahres 2018 endeten drei Züge, die nach Spandau
verkehren sollten, vorzeitig in Ostkreuz. 141 Züge, die über Ostkreuz hinaus in Richtung
Stadtbahn (z.B. nach Ostbahnhof) verkehren sollten, endeten vorzeitig in Ostkreuz. Eine
Zuordnung der Ausfallgründe zu diesen Fällen ist nicht möglich.“
Frage 5:
Wie oft verkehrten im Jahr 2017 sowie in den ersten 4 Monaten des Jahres 2018 lediglich verkürzte Züge
auf der S-Bahnlinie 3, obwohl Vollzüge geplant waren und welche Gründe führten zur Reduzierung der
Zuglänge?
Antwort zu 5:
Die DB AG teilt zur Frage 5 mit:
„Im Jahr 2017 verkehrten insgesamt 714 Züge mit einer geringeren Zuglänge als geplant.
In den ersten vier Monaten des Jahres 2018 verkehrten 48 Züge mit einer geringeren
Zugstärke als geplant. Zur besseren Einordnung dieser Zahlen ist anzumerken, dass
täglich bis zu 240 Züge auf der Linie S3 verkehren.“
Frage 6:
Wie viel Geld wurde, basierend auf den Zugverspätungen und Ausfällen auf der S-Bahnlinie 3, im Jahr 2017
sowie in den ersten 4 Monaten des Jahres 2018 seitens der Senatsverwaltung nicht an die S-Bahn Berlin
GmbH gezahlt?
Antwort zu 6:
Da die Abrechnung der Verkehrsverträge zwischen den Ländern Berlin und Brandenburg
mit der S-Bahn Berlin GmbH nicht linienscharf sondern auf Basis der Teilnetze erfolgt, ist
eine qualifizierte Aussage zur monetären Bewertung der Zugausfälle und Verspätungen
auf der S3 im Rahmen kurzfristig aufbereitbarer Daten nicht möglich.
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Frage 7:
Wie viel Geld wurde, basierend auf den Zugverspätungen und Ausfällen auf der S-Bahnlinie 3, im Jahr 2017
sowie in den ersten 4 Monaten des Jahres 2018 seitens der S-Bahn Berlin GmbH nicht an die DB Netz AG
gezahlt?
Antwort zu 7:
Die DB AG teilt zur Frage 7 mit:
„Die S-Bahn zahlt keine Infrastrukturnutzungsentgelte, wenn die Zugausfälle auf ein
Verschulden der DB Netz AG zurückzuführen sind. In 2017 wurden rund 70.000 Euro und
in den ersten vier Monaten des Jahres 2018 rund 10.000 Euro wegen von der DB Netz AG
verursachten Zugausfällen nicht an die DB Netz AG gezahlt.“
Frage 8:
Welche Gespräche wurden von wem geführt und welche Maßnahmen von wem ergriffen, um die
Pünktlichkeit auf der S-Bahnlinie 3 nachhaltig zu verbessern und Zugausfälle möglichst zu verhindern?
Antwort zu 8:
Aufgrund des insgesamt nicht akzeptablen Pünktlichkeits- und Zuverlässigkeitsniveaus hat
die Leitungsebene der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz die S-Bahn
Berlin GmbH und die DB Netz AG in 2018 regelmäßig zu Gesprächen gebeten, bei denen
die Unternehmen ihre eingeleiteten und geplanten Aktivitäten zur Verbesserung der
Situation darstellen sollten. Die DB AG hat die Dringlichkeit, die Qualität des S-Bahn-
Verkehrs substanziell zu verbessern, erkannt und ein geschäftsfeldübergreifendes
Qualitätsprogramm gestartet, in dessen Rahmen die S-Bahn Berlin GmbH und die
zuständigen Infrastrukturunternehmen der DB bestehende Problemursachen netzweit
vertiefend untersuchen, Lösungsansätze erarbeiten und umsetzen sollen.
Unabhängig davon führen die Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) GmbH und die
Länder mit der S-Bahn Berlin GmbH seit vielen Jahren regelmäßig Qualitätsgespräche mit
dem Ziel durch, aufgetretene Qualitätsprobleme im Verkehrsangebot zu besprechen und
Gegensteuerungsmaßnahmen zu vereinbaren, die im Rahmen der Möglichkeiten die
Beseitigung dieser Qualitätsprobleme zum Inhalt haben. Dabei wurden im vergangenen
Jahr auch die Pünktlichkeitsprobleme auf der Linie S3, die seit August 2017 in
Zusammenhang mit dem neuen Bauzustand im Bereich Ostkreuz – Ostbahnhof auftreten,
erörtert. Die Ursache ist eine Verzögerung im Bauablauf des Projekts, in deren Folge der
Endzustand mit viergleisiger Betriebsführung in diesem Streckenabschnitt nicht zeitgleich
mit der Aufnahme des Richtungsbetriebs in der Stadtbahnebene des Bahnhofs Ostkreuz
und der Durchbindung der S3 auf die Stadtbahn erfolgen konnte. Da somit lediglich zwei
Gleise bei gleichzeitig hoher Fahrtenfrequenz zur Verfügung stehen, führen bereits kleine
Unregelmäßigkeiten zu negativen Auswirkungen auf das Verkehrsangebot. Mit der zum
Jahresende 2018 vorgesehenen Inbetriebnahme der Viergleisigkeit zwischen Ostkreuz
und Ostbahnhof ist eine entsprechende Entspannung der Betriebsführung zu erwarten.
Der VBB und die Länder haben zudem erreicht, dass die S-Bahn Berlin GmbH ihr
Konzept, im Falle von Großstörungen jeden zweiten Zug bereits vorzeitig in Rummelsburg
wenden zu lassen, nicht mehr umsetzt.
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Frage 9:
Welche Bauarbeiten sind seitens der DB Netz AG auf dem Streckenabschnitt zwischen Erkner und Ostkreuz
im laufenden Jahr sowie in den Jahren 2019 und 2020 geplant?
Antwort zu 9:
Die DB AG führt für die Jahre 2018 bis 2020 die nachfolgenden Baumaßnahmen auf:
2018
• Inbetriebnahme (IBN) Ostkreuz und Viergleisigkeit Ostkreuz-Ostbahnhof mit Bf
Warschauer Str.
• Ausbau baubedingtes Weichentrapez mit Lückenschluss in Rummelsburg nach
IBN Ostkreuz
• Brückenarbeiten Eisenbahnüberführung (EÜ) Straße nach Fichtenau, EÜ
Fredersdorfer Mühlenfließ in Verbindung mit Kabelarbeiten,
Oberleitungsarbeiten (OL), Arbeiten am Personentunnel, Tiefenentwässerung
• Erneuerung Bahnsteig und Personenunterführung Karlshorst, Abbruch und
Neubau Bahnsteigdach
• Einzelauswechslung ca. 500 Schwellen zwischen Köpenick und Friedrichshagen
2019
• Errichtung elektronisches Stellwerk (ESTW) auf der Fernbahn unter mittelbarer
Betroffenheit S-Bahn zwischen Karlshorst und Köpenick
• Restarbeiten nach IBN Ostkreuz und Ausbau baubedingtes Weichentrapez
Rummelsburg (Belastungsstopfgänge)
• Ausbau Hilfsbrücke nach Umbau und Erneuerung Bahnsteig zwischen
Wuhlheide und Rummelsburg
2020
• ca. 4.500 m Gleiserneuerung mit Bettungsreinigung zwischen Rahnsdorf und
Erkner
• Errichtung und Inbetriebnahme ESTW und OL-Arbeiten auf der Fernbahn unter
mittelbarer Betroffenheit S-Bahn zwischen Karlshorst und Köpenick
• Erneuerung drei Weichen in Köpenick
• Durcharbeitung beider Gleise zwischen Ostkreuz und Friedrichshagen
• Ausrüstung Fernbahn mit European Train Control System (ETCS) und Abnahme
Hardware unter mittelbarer Betroffenheit S-Bahn zwischen Rahnsdorf und
Erkner
• Durcharbeiten Weichen und Gleise zwischen Rahnsorf und Erkner
Berlin, den 17.05.2018
In Vertretung
Jens-Holger Kirchner
Senatsverwaltung für
Umwelt, Verkehr und Klimaschutz