Bahnhöfe: Berlin Der Hauptbahnhof wäre fast zum BER geworden, aus Berliner Zeitung

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Er kann es einfach nicht lassen. „Wann immer ich in Deutschland bin, komme ich hierher“, sagt der Mann im grauen Anzug. Dann streicht er über das glatte Holz, das die Brüstungen bedeckt, und prüft, ob an den Handläufen noch die Wegweiser in Blindenschrift kleben. „Fühlen Sie mal.“ Hany Azer ist zufrieden. Heute lebt der Bauingenieur die meiste Zeit wieder in Ägypten, seinem Heimatland, wo er den Präsidenten in Fragen des Verkehrs berät. Doch sein größtes Projekt in Deutschland, den Bau des Hauptbahnhofs und des Nord-Süd-Tunnels in Berlin, lässt ihn nicht los.

Es hätte nicht viel gefehlt, da wäre der Hauptbahnhof eine Art BER geworden. Ein Skandalprojekt wie der Flughafen, allerdings mitten in der Stadt und in Sichtweite des Kanzleramts. Die Baukosten stiegen im Monatstakt. Die 400 Millionen Euro, die anfangs genannt wurden, waren bald nicht mehr aktuell. Eine Schlussrechnung hat die Deutsche Bahn (DB) nie öffentlich präsentiert. Schätzungen gehen von mindestens 700 Millionen Euro aus. Inklusive des Tunnels bis zur Spree war auch bereits von 1,2 Milliarden die Rede.

Auch der Zeitplan für den Bahnknoten an der Spree begann schon bald nach dem ersten Spatenstich 1998 aus dem Ruder zu laufen. Zu Beginn hieß es noch zuversichtlich, dass der erste ICE 2003 durch den Tiergartentunnel zum Hauptbahnhof fahren wird. Doch schon bald wurde korrigiert, auf 2006. Das komplexe Großprojekt und der tückische, grundwasserreiche Berliner Baugrund überforderten die Planer.

„Die Nerven liegen blank“

Als es immer weitere Verzögerungen gab und der Bau sich bis 2009 hinzuziehen drohte, zog der damalige Bahnchef …