Straßenverkehr: Rotblinken für Fußgänger Fußgängerlobby begrüßt Berliner Modellvorhaben

http://www.fuss-ev.de Der Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS e.V. begrüßt die Initiative des Berliner Senats, in Berlin eine Entwicklung hin zu fußgängerfreundlicheren Lichtsignalanlagen zu fördern. Das im Rahmen der Fußverkehrsstrategie auch mit Unterstützung des Verbandes entwickelte Modellvorhaben setzt mit der Einweihung der ersten Rotblink-Anlage ein „öffentliches Startzeichen gegen die Verunsicherungen von Fußgängern beim Überqueren von Fahrbahnen“, so Bernd Herzog-Schlagk vom FUSS e.V. und Sprecher des Senats-Beirates „Berlin zu Fuß“. „Keinem Fußgänger würde es im Traum einfallen, Autofahrern zu drohen, wenn diese noch bei GELB die Kreuzung verlassen. Dagegen werden Fußgänger durchaus bedrängt und angehupt, wenn sie das gleiche tun, nämlich bei ROT die Kreuzung räumen. Für Fußgänger gibt es bekanntlich kein GELB.“ Deshalb ist es nach Ansicht der Fußgängerlobby durchaus folgerichtig, zu untersuchen, wie diese Ungleichheit vermindert werden kann. Herauszustellen ist, dass das erstmals in Deutschland untersuchte ROT-Blinken nicht die GRÜN- Zeit verkürzen wird, sondern lediglich die Zeit anzeigt, in der Fußgänger weitergehen und die Fahrbahn verlassen können. Angesichts der Gefährdungen von Fußgängern und der Unfallsituation wurden im „Facharbeitskreis“ der Senatsverwaltung über dieses Pilotprojekt hinaus Eckwerte für eine fußgängerfreundlichere Steuerung und Anlage von Lichtsignalanlagen zusammengestellt. Darin wird dem Senat wegen der demografischen Entwicklung in Berlin dringend empfohlen, die Gehgeschwindigkeit bei der Bemessung von GRÜN-Zeiten an Ampeln von derzeit 1,2 auf maximal 1,0 Meter pro Sekunde zu verringern und die Querungsdistanzen – wo überhaupt nur möglich – durch Gehwegvorstreckungen (Gehwegnasen) baulich zu verkürzen. Durch diese Maßnahmen würde sich nach Ansicht des FUSS e.V. die alltäglichen Probleme der Fußgänger durch zu kurze GRÜN-Zeiten merklich vermindern lassen. In diesem Sinne soll ein verkehrsabhängiger Abbruch der Freigabezeiten des Kraftfahrzeugverkehrs für nicht ausgenutzte GRÜN-Zeiten vorgenommen werden, um die GRÜN-Zeit für Fußgänger vorzuziehen oder zu erweitern. Darüber hinaus wird der Senat aufgefordert, eine maximale Wartezeit für Fußgänger an Lichtsignalanlagen mit Bevorzugung der öffentlichen Verkehrsmitteln festzulegen. „Da die Fußgänger Kunden sind, nutzt ihnen die Beschleunigung von Bussen und Bahnen wenig, wenn sie diese aufgrund der Ampelschaltungen am Gehweg wartend an der unerreichbaren Haltestelle abfahren sehen“, so Herzog-Schlagk. Wesentlich ist dem Verband auch die Empfehlung an den Senat, dass an möglichst allen Kreuzungen und Einmündungen alle Querungen direkt erfolgen können, also bisher fehlende Fußgängerfurten nachträglich eingerichtet werden. Insbesondere für die dunkleren Jahreszeiten ist es wichtig, die Furten besser auszuleuchten. Im Gegensatz zu den Fußgängerüberwegen (Zebrastreifen) sind in Berlin die Fahrbahnüberwege an Lichtsignalanlagen häufig sehr schlecht oder gar nicht beleuchtet. Der FUSS e.V. hält das Thema Ampeln für eine zentrale Fragestellung hinsichtlich der Weiterentwicklung eines sicheren und angenehmeren Aufenthaltes im Straßenverkehr und erhofft sich von der Fußverkehrsstrategie weitere Impulse und von der Politik auch eine Umschichtung der Haushaltsmittel.

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