S-Bahn + VBB: Trauriger Jahrestiefstand von einsatzbereiten S-Bahnzügen

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Zum Jahresende hat die Berliner S-Bahn einen traurigen Rekordtiefstand bei der Anzahl ihrer verfügbaren Züge erreicht. Im morgendlichen Berufsverkehr waren nur 228 Viertelzüge im Linieneinsatz – so wenig wie noch nie in diesem Jahr.
Damit erbringt die S-Bahn Berlin GmbH nur noch 40 Prozent der vertraglich vereinbarten Leistung. Auch für die Silvesternacht und zum Schulbeginn im Januar müssen die Berliner, Brandenburger und ihre Gäste sich auf weitere massive Beeinträchtigungen im S-Bahnverkehr einstellen.
Während Berlin sich freut, rund eine Million Besucher zur Silvesterfeier am Brandenburger Tor zu begrüßen, müssen die S-Bahnfahrgäste auf der Stadtbahn sowie im Nord-Süd-Tunnel mit überfüllten, verkürzten und verspäteten S-Bahnzügen bei der An- und Abreise zur Party am Brandenburger Tor rechnen. Der VBB empfiehlt auf die U-Bahn auszuweichen (U6: S+U Friedrichstraße Bhf; U2: S+U Potsdamer Platz Bhf; U9: U Hansaplatz + Fußweg).
Hans-Werner Franz, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg, zieht eine ernüchternde Bilanz: „Die S-Bahn Berlin GmbH verabschiedet sich mit einem weiteren traurigen Negativrekord aus dem Jahr 2010. Zum dritten Mal ist die S-Bahnleistung in einem Winter drastisch eingebrochen. Ganz offensichtlich hat der DB-Konzern aus dem Desaster im Januar 2009, als in der ersten Januarwoche mehr als 3000 S-Bahnzüge ausfielen, nichts gelernt und nicht die richtigen Konsequenzen gezogen, um auch im Winter ordentliche Leistungen zu erbringen.“
Im neuen Jahr werden die Einschränkungen bei der S-Bahn noch gravierender sein: Einzelne Linienab-schnitte werden aufgrund der weiter sinkenden Fahrzeugverfügbarkeit von 203 Viertelzügen (36 % der vertraglich vereinbarten Leistung) ab dem 02.01.2011 nicht mehr bedient werden. Die Nutzung von Schienenersatzverkehren auf den Abschnitten Strausberg – Strausberg Nord und Hennigsdorf – Schönholz sowie von alternativen öffentlichen Verkehrsmitteln in den ebenfalls nicht bedienten Abschnitten Spandau – Westkreuz und Wartenberg-Springpfuhl kann zu einer Verlängerung der Fahrzeit führen. Die Einschränkungen für die Fahrgäste erschöpfen sich jedoch nicht nur auf diesen Abschnitten, sondern es werden im gesamten Netz zusätzliche Belastungen auf die Fahrgäste zukommen: verkürzte Züge und Linienführungen, ausgedünnte Takte und Verspätungen werden zu weiteren, teils erheblichen Wartezeiten führen. Eine Planbarkeit des Schul- und Arbeitsweges wird damit weiterhin erschwert. Da die anderen Verkehrsmittel wie U-, Straßenbahn und Busse die Last der S-Bahnausfälle schultern müssen, kann es auch hier zu längeren Fahrtzeiten kommen.
Angesichts der sich immer weiter verschlechternden Situation bei der S-Bahn appelliert VBB-Chef Franz erneut an die Bundesregierung als Eigentümer der Deutschen Bahn AG und damit auch als Eigentümer des DB-Bahntochterunternehmen S-Bahn Berlin GmbH Verantwortung zu übernehmen: „Die Bundesregierung muss die notwendigen strukturellen und finanziellen Voraussetzungen dafür schaffen, dass es mit der S-Bahn wieder definitiv bergauf geht. Bislang ist kein wirkliches Umsteuern der fatalen Unternehmenspolitik der Deutschen Bahn AG zu erkennen. Wenn die Deutsche Bahn eine Qualitätsverbesserung bei der S-Bahn wirklich gewollt hätte, hätte sie mehr tun können, um die S-Bahnkrise zu überwinden. Doch allein am Beispiel der absolut mangelhaften Informationen für die Fahrgäste ist deutlich, dass die bisherigen Entscheidungen und Maßnahmen nicht ausreichend waren. Im Zeitalter elektronischer Medien ist es nicht zu entschuldigen, dass es der Berliner S-Bahn auch in zwei Jahren nicht gelungen ist, das Informationssystem dahingehend zu verändern, dass die Fahrgäste über Störungen, Verspätungen und Alternativverbindungen zeitnah und umfassend informiert werden.“ (Pressemeldung VBB, 31.12.10).

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