Straßenbahn: Magere Bilanz Peter Neumann PETER NEUMANN freut sich über neue Straßenbahnen, doch neue Strecken gibt es leider kaum., aus Berliner Zeitung

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PETER NEUMANN freut sich über neue Straßenbahnen, doch neue Strecken gibt es leider kaum.

Zugegeben, die Schnapszahl lässt Zweifel keimen. Doch grundsätzlich ist es gut und richtig, dass die BVG 99 neue Straßenbahnen bestellt hat. Es hat lange genug gedauert, diese Investition durchzufechten. Einige Beteiligte erinnern sich noch mit einem gewissen Grausen an die Debatten mit ihrem früheren Aufsichtsratsvorsitzenden, Finanzsenator Thilo Sarrazin, der sie mit seinen Urlaubserlebnissen konfrontierte: In Mailand habe er viele alte Straßenbahnen gesehen, die treu und brav ihren Dienst verrichten – warum brauche ausgerechnet das klamme Berlin neue Züge, noch dazu im Bauhaus-Stil? Glücklicherweise ließ sich der SPD-Politiker überzeugen, dass moderne Bahnen weniger Strom verbrauchen und seltener in die Werkstatt müssen als die alten „Tatra“-Züge der BVG. Der Senat zahlt nun die Anschaffung.

Doch ansonsten sieht die Straßenbahnbilanz des Senats eher mager aus. Neue Strecken? Fast Fehlanzeige! Im Frühjahr 2011 soll auf der Neubautrasse in der Wissenschaftsstadt Adlershof erstmals eine Bahn fahren. Und irgendwann, nachdem alle Anwohnerklagen gegen die Verbreiterung der Invalidenstraße ausgestanden sind (2012 oder 2013), wird auch der Hauptbahnhof ans Netz angeschlossen. Aber dann ist auf lange Sicht erst einmal Schluss. Der Weiterbau der U-Bahn-Linie 5 wird Geld sowie Planerkapazitäten für lange Zeit binden, obwohl Straßenbahnstrecken viel billiger zu bauen und auch zu betreiben sind.

Für Projekte, die in den USA oder Frankreich längst realisiert worden wären, gibt es nicht mal vage Planungen. Etwa für die Strecke vom Alexanderplatz via Potsdamer Platz nach Steglitz, die es den Fahrgästen dort ersparen würde, sich in vollen, langsamen Bussen ans Ziel zu quälen. Unter diesen Umständen wird die BVG schon froh sein müssen, wenn sie für die anstehende teure Grundinstandsetzung der Linie 68 von Grünau nach Schmöckwitz Geld vom Senat bekommt. Seite 17

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