Bahnhöfe: Fuss e.V.: Zittern auf „Wohlfühl-Bahnhöfen“

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Nach Recherchen des RBB-Magazins „Klartext“ sind beheizte Wartehäuschen auf Berliner Fernbahnhöfen inzwischen die Ausnahme und nicht mehr die Regel. UMKEHR e.V., das Kontaktbüro der Verkehrsinitiativen, und FUSS e.V., der Dachverband der Fußgänger Deutschlands, sehen das Problem nicht auf die Berliner Bahnhöfe beschränkt.
Ihr Sprecher Frank Biermann zu diesem Missstand: „Die Deutsche Bahn AG schreibt im Internet ‚Wohlfühl- Bahnhöfe‘ seien ihr Ziel. Gleichzeitig läßt sie aber ihre Fahrgäste bei Minusgraden auf den Bahnhöfen frieren!“
Beheizte Warteräume statt unbeheizter Unterstände – was früher selbstverständlich war, ist heute nach Meinung der Bahn AG „aus wirtschaftlichen Gründen (…) nicht auf allen Stationen möglich.“ Doch das Kostenargument überzeugt nicht: Im 1,2 Mrd. Euro teuren Berliner Hauptbahnhof reicht es trotz 70.000 qm Fläche gerade einmal für 8 Sitzplätze in einer der beiden DB Reisezentren. Die anderen 300.000 Fahrgäste und Besucher pro Tag müssen bei frostigen Temperaturen auf die Gastronomie ausweichen oder – falls sie nicht 1. Klasse fahren – 10 Euro Eintritt für die DB Lounge zahlen.Auch der Hinweis der DB auf die Bahnhofsmission, die für eine solche Nutzung eigentlich nicht vorgesehen ist, hilft nicht weiter: Sie schließt unter der Woche um 18 Uhr.
Dass es auch anders geht, zeigt der Leipziger Hauptbahnhof: Dort gibt es für die Reisenden einen großzügigen Wartesaal inklusive einer Rezeption mit Gepäckcenter, an der z.B. auch Karten für Veranstaltungen erhältlich sind. Während der Schließzeit dieses Wartesaals von 22 bis 6 Uhr steht den Bahnkunden ein weiterer Nachwarteraum zur Verfügung.
Auch im Regionalverkehr sieht es nicht gut aus: Da die Bahn AG in den letzten Jahren immer mehr Bahnhofsgebäude an kleineren Bahnhöfen verkauft hat, fehlen gerade auch auf dem Lande wettergeschützte Warteräume – nicht nur im Winter. Der Fachverband Fußverkehr fordert die Deutsche Bahn AG und die staatlichen Aufsichtsbehörden auf, nicht am Wohlergehen von Verkehrsteilnehmern zu sparen, die die umweltfreundliche Bahn benutzen. Sie müssen stattdessen dafür sorgen, dass wenigstens an allen Fernbahnhöfen und wichtigen Regionalbahnhöfen beheizte Warteräume zur Verfügung stehen.
Weitere Bahnhöfe im Einzelnen:
– Falkenberg/Elster: Dieser Umsteigebahnhof im Süden Brandenburgs ist typisch für viele Haltepunkte der Bahn. Es gibt lediglich einige unbeheizte Unterstände. Ein Ausweichen auf den Bahnhofs-Kiosk ist nur bis 16 Uhr möglich.
– Berlin-Gesundbrunnen: Der Umsteigebahnhof im Norden der Stadt verfügt über kein Bahnhofsgebäude, der DB Service Store auf dem Vorplatz ist nur von 5 – 22 Uhr geöffnet. Auf den Bahnsteigen finden die Fahrgäste nur unbeheizte, offene Warteräume vor.
– Berlin-Spandau: Der vor zehn Jahren eröffnete Bahnhof ist das Positiv-Beispiel. Hier müssen die Kunden der Bahn nicht frieren, sondern können sich in beheizten Warteräumen auf den Bahnsteigen aufwärmen (Pressemeldung Fachverband Fußverkehr Deutschland, Informations- und Beratungsbüro für Verkehr und
Umwelt, 27.01.10).

Ein Gedanke zu „Bahnhöfe: Fuss e.V.: Zittern auf „Wohlfühl-Bahnhöfen““

  1. „Recherchen“ kann man das nicht gerade nennen, worauf die Klartext-Sendung da basierte. Im Berliner Hauptbahnhof kann man sich sehr wohl aufwärmen, und eigentlich hätte das neue Konzept mit den Heizstrahlern in diese Sendung gehört. Andere Bahnhöfe (Zoo, Ostbahnhof, Potsdam Hbf) verfügen über beheizte Bahnhofsgebäude.

    Und angesichts dessen, wie vorhandene Wartehäuschen immer wieder dem Vandalismus zum Opfer fallen, bin ich über das Weglassen selbiger an vielen Bahnhöfen nicht sonderlich verwundert. Auch zu diesem Thema kein Wort im „Klartext“.

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