Straßenbahn + Cottbus: Schwarzer Mittwoch in der Cottbusser Stadtgeschichte

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„Wir müssen die Feinstaubbelastung dringend senken, damit die Menschen – gerade in den Innenstädten – gesunde, saubere Luft atmen können“, sagt Dr. Thomas Holzmann, Vizepräsident des Umweltbundesamtes (UBA).
„Möglichkeiten, die Feinstaubemissionen zu senken, gibt es. Sie müssen nun schleunigst Wirklichkeit werden.“ So steht es in einer Pressemitteilung des Umweltbundesamtes. Liegt die südbrandenburgische Stadt Cottbus im „Tal der Ahnungslosen“?
Der Zusammenhang zwischen einem guten Nahverkehrsangebot als Schlüssel für die Lösung zahlreicher Umweltprobleme scheint bis nach Cottbus noch nicht vorgedrungen zu sein. Warum hat man dann in der südbrandenburgischen Stadt Cottbus das schrittweise Sterben der Straßenbahn besiegelt?
Die heutige Entscheidung der Mehrheit der Stadtverordneten wird als „Schwarzer Mittwoch“ in die Cottbusser Stadtgeschichte eingehen. Denn die mittelfristige Abschaffung der Straßenbahn ist damit auf den Weg gebracht. Sie wird nicht, wie die Verfechter des Entschlusses stets bekräftigen, durch die Konzentrierung auf drei angeblich starke Linien gesichert. Keine der in der Zukunft drängenden Fragen wird im Beschluss beantwortet:
1. Wie soll das Feinstaubproblem wirksam gelöst werden?
2. Es kommen auf die Stadt Millionenforderungen des Landes Brandenburg zu. Fast alle Streckenteile sind in den letzten Jahren mit erheblichem Aufwand an Landesmitteln saniert worden. Da die Bindungsfristen noch nicht abgelaufen sind, sind anteilige Rückzahlungen fällig. Woher die klamme Stadt das Geld dazu nehmen soll, weiß vielleicht Herr Szymanski.
3. Es gibt kein zukunftsweisendes und verbindliches Verkehrskonzept für Cottbus. Die erste Amputation des Straßenbahnnetzes wird zu weiteren Fahrgastrückgängen führen, die dann eine weitere Einstellung zur Folge haben werden.
4. Spätestens 2012 müssten neue Straßenbahnwagen im Einsatz sein. Woher soll dafür das Geld kommen? Gleiches gilt für die reguläre Sanierung des Netzes.
5. Welche konkreten Maßnahmen werden ergriffen, um das bestehende ÖPNV-Angebot für die Fahrgäste attraktiver zu machen? Neue Aufkommensschwerpunkte an das vorhandene Netz anzuschließen wäre eine Möglichkeit. Hierzu fehlt ebenfalls jede Aussage.
Es ist bedauerlich, dass seitens der Stadtverwaltung keine Vorwärtsstrategie entwickelt wird, wie das Bahn- und Busangebot verbessert werden kann. Überall, auch in zahlreichen ostdeutschen Städten (die fast immer auch mit evölkerungsrückgang und Schrumpfung zu kämpfen haben), werden die Netze ausgebaut. Frankfurt (Oder) baut neue Gleise, Potsdam, Gera, Magdeburg planen bzw. realisieren derzeit Neubauten. Nur in Cottbus soll das anders sein?
Gegen diese völlig unsinnige Entscheidung hat sich das Bündnis „Pro Tram Cottbus“, bestehend aus vielen aktiven Einzelpersonen und mehreren ehrenamtlichen Verbänden in den letzten Monaten vehement gewandt. Nach dem heutigen Beschluss werden wir in unserem Bemühungen nicht nachlassen, die Straßenbahn zu retten und den Tod auf Raten zu verhindern. Denn sie gehört zu Cottbus wie das Staatstheater und Energie! Das Konzept der Initiative „Pro Tram Cottbus“ kann kostenlos im Internet nachgelesen und heruntergeladen werden: www.protramcottbus.de (Pressemeldung ProTramCottbus, eine gemeinsame Initiative von Deutscher Bahnkunden-Verband LV Berlin-Brandenburg, Berliner Fahrgastverband IGEB, VCD LV Brandenburg, BUND LV Brandenburg, ProTramBerlin, Dieter Schuster, 25.06.09).

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